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Hotel Adlon baut auf wackligem Fundament

■ Immobilienfonds des Luxushotels am Pariser Platz nur zu 30 Prozent gedeckt / Fundus-Gruppe hält an Terminplan fest

Sieben Monate nach dem Spatenstich für das Hotel Adlon am Pariser Platz stockt bei der Investmentgruppe Fundus offenbar die Akquise privaten Kapitals. Von den 425 Millionen Mark, die über einen sogenannten geschlossenen Immobilienfonds auf dem Kapitalmarkt zur Finanzierung gesammelt werden sollen, sind bislang nur rund 30 Prozent Anteile gezeichnet worden. Dies bestätigte gestern auf Anfrage der taz der Pressesprecher der Kölner Fundus- Gruppe, Bernd Overmaat. Das neue Adlon, das sich architektonisch an den Prunkbau der Vorkriegszeit anlehnt und eines der teuersten Hotels der Stadt wird, soll zu fast 100 Prozent durch private Anleger finanziert werden. Die Investitionssumme beträgt insgesamt 435 Millionen Mark. Nach Angaben des Fundus-Sprechers ist zwar in den letzten zwei Monaten die 30-Prozent-Fonds- Marge kaum gewachsen, doch sei man optimistisch, im Herbst kräftig zuzulegen. „Wir rechnen damit, daß wir Ende dieses Jahres 80 Prozent erreicht haben werden.“

Overmaat trat Spekulationen entgegen, wonach der Bau durch die jüngsten Hiobsbotschaften aus der Berliner Hotelbranche verzögert werden könnte. Erst vor zehn Tagen hatten – mittlerweile wieder dementierte – Abrißmeldungen über das zur Trigon-Tochter „Deutsche Interhotel GmbH“ gehörende Grand Hotel/Maritim für Wirbel in der Branche gesorgt. Die Maritim-Gruppe war als Pächter Ende Juni nach Millionenverlusten aus dem Fünfsternehotel an der Friedrichstraße ausgestiegen. Das Adlon will ab Frühjahr 1997 als „Fünf-Sterne-Hotel plus Luxusklasse“ die ersten Gäste empfangen. Overmaat bekräftigte gestern die Absicht der Fundus- Gruppe, das Adlon „fristgerecht“ bis zum 31. Dezember nächsten Jahres „komplett mit Dach und allem Drum und Dran“ zu übergeben. Dies sei allein wegen der Sonderabschreibung für gewerbliche Investitionen (Sonder-Afa) notwendig, bei der private Anleger 50 Prozent ihrer Kapitalanlagen in den neuen Ländern von der Steuer absetzen können. Die Sonder-Afa gilt bis Ende 1996. Bis zu diesem Stichtag muß zumindest der Bau fertig sein. Danach könnten sich Anleger an dem geschlossenen Immobilienfonds für das Adlon beteiligen, da die Sonder-Afa auch rückwirkend gelte, so Overmaat. Sollten die 425 Millionen Mark Fondsvolumen nicht zusammenkommen, werde die Fundus- Gruppe „auf jeden Fall die finanziellen Vorleistungen tragen“, so Overmaat.

Als Zielgruppe hat das Hotel Adlon mit seinen 350 Zimmern, zahlreichen Sälen und Salons die Spitzenkräfte aus Politik, Wirtschaft und Kultur anvisiert. Als Glücksfall gilt intern, daß im Umzugsetat der Bundesregierung ein Gästehaus für Berlin nicht veranschlagt wurde. Skeptisch äußert sich die Konkurrenz zu den hochfliegenden Plänen der Fundus- Gruppe. Der Geschäftsführer der Deutschen Interhotel GmbH, Alfred Weiss, spricht von einem „hartumkämpften Markt“ bei den Fünfsternehäusern. „Ich weiß nicht, welches Marktsegment die Fundus-Gruppe noch bedienen will.“ Beim Grand Hotel/Maritim sei man bereits in die Viersternepreiskategorie abgerutscht, um überhaupt eine 50prozentige Auslastung zu erreichen. Hätte das Nobelhotel aus DDR-Zeiten den realen Preis eines Fünfsternehotels (500 Mark pro Übernachtung) verlangt, läge die Auslastung sogar nur bei 20 Prozent. Um solche Spitzenhotels zu betreiben, müßte „Berlin total verändert“ werden. Wegen der fehlenden Spitzenindustrie und mangelnder Attraktionen kämen als Gäste nicht nur die „zweite Garde der Topmanager“, sondern auch zu drei Vierteln deutsche Touristen. „In Paris und London sind es in dieser Preiskategorie aber zu 70 Prozent ausländische und zahlungskräftige Gäste“, erklärt Weiss. Severin Weiland

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