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Horst wird kalt

Gestern abend – es war bitter kalt und schneite entsetzlich – suchte Horst jemanden, der bei Schneegestöber draußen lebt. Horst schaute sich um, suchte und suchte. Allerhand Leute liefen vorbei. Niemand, der frierend in der Ecke stand. Der Schnee legte sich auf Kleidung und Kopf. Nach Stunden blieb er erschöpft und zugeschneit in einem Park stehen. Kinder liefen vorbei, bewarfen Horst mit Schneebällen. Eine alte Frau steckte ihm eine Mohrrübe ins Gesicht. Horst blieb regungslos.

Er war sauer, als auch noch Rudi, sein Straßenfeger-Verkäufer, mit heißem Grog auftauchte, aber nicht teilen wollte. Als Horst seine Stimme erhob und Rudi darauf ansprach, fuhr dieser zusammen, schaute auf sein weihnachtliches Getränk und sagte: „Sprechende Schneemänner, alles klar.“ Auch er ging weiter.

Horst war der einzige, der den Wegweiser der Kältehilfe 98/99 nicht gelesen hatte.

Wenn Sie also in den nächsten Tagen einen Schneemann in Ihrer Nachbarschaft beobachten, informieren Sie ihn bitte über das aktuelle Angebot zu Notübernachtungen, Wärmestuben und Suppenküchen. tim

Wegweiser der Kältehilfe 98/99; Redaktion: Pfarrer Hoffmann, Tel.: 66065615; Fax: 6621024 oder „Straßenfeger“ November, Stefan Schneider, Tel.:: 787337, Fax: 78710522

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