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Honecker kommt

■ Zum Besuch des DDR–Staatsratsvorsitzenden

Endlich! Aber welche Hoffnungen knüpfen sich an den Besuch? Kanzleramtsminister Schäuble jedenfalls warnte gleich vor übertriebenen Erwartungen, und ausgerechnet er forderte die Presse zu Behutsamkeit und Realismus im Umgang mit der Visite auf. Als wären es nicht Dregger, Kohl und Konsorten gewesen, die die deutsch–deutschen Beziehungen in der Vergangenheit durch markige Sprüche und massiven Widerstand gegen die doppelte Null–Lösung vergiftet hatten. Zum historischen Ereignis läßt sich der Besuch nicht hochstilisieren. Auch wenn es die erste Visite ist, fällt es schwer, mehr als eine symbolische Bedeutung darin zu sehen. Ein Umweltschutzabkommen wird unterzeichnet, aber welche neue Perspektive für die deutsch–deutschen Beziehungen eröffnet dieses Treffen? Brandts Besuch in Erfurt 1970 führte zum Grundl Der Besuch jetzt kommt zwar in einer historischen Situation des Umbruchs, aber es fehlen politische Konzepte für einen qualitativen Sprung in den Beziehungen der beiden deutschen Staaten. Denn noch ist nicht absehbar, ob und wie sich Perestroika und Glasnost auf das deutsch–deutsche Verhältnis auswirken werden. Die Bundesregierung scheint von den Veränderungen der osteuropäischen Führungsmacht genauso überrollt worden zu sein wie die DDR–Führung um Honecker. Hoffentlich bestätigen sie sich nicht gegenseitig in ihrer Skepsis gegenüber Gorbatschows Reformpolitik; dann würde der Besuch zum Reinfall. Max Thomas Mehr

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