portrait: Hollywoodstar im Hörsaal
Wenn sie in Flüchtlingslager nach Tansania oder Pakistan reist, folgen ihr die Kameras – obwohl das Elend der Menschen in den Zeltstädten sonst weniger interessiert. Schauspielerin Angelina Jolie, die als leichtbekleidete, aber schwerbewaffnete Lara Croft im Film „Tomb Raider“ den weltweiten Durchbruch schaffte, engagiert sich seit fast 15 Jahren für Kriegsopfer und Geflüchtete. So lange ist Jolie schon Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
Nun wechselt der Hollywoodstar in den Hörsaal. Die renommierte London School of Economics (LSE) hat Jolie eine Gastprofessur im neuen Master-Programm „Frauen, Frieden und Sicherheit“ angeboten – ihr Kernthema: Mit dem ehemaligen britischen Außenminister William Hague gründete sie 2010 die Initiative Schutz vor sexueller Gewalt in Konflikten. In ihrem Regiedebüt „In the Land of Blood and Honey“ von 2011 thematisierte sie Vergewaltigungen und Folter bosnischer Frauen während der Jugoslawienkriege. „Die Straffreiheit von Verbrechen, von denen vor allem Frauen in Konflikten betroffen sind, wie sexuelle Gewalt, muss enden“, sagt Jolie.
Wenn die Schauspielerin so etwas sagt, erreicht sie damit mehr Menschen als viele Politiker. Und mehr noch, sie kann ein Vorbild sein, auch mit ihrem neuen Job. Denn selbst hat Jolie nicht an einer Uni studiert und doziert nun trotzdem. Als Kind zweier Schauspieler stand sie bereits mit fünf Jahren vor der Kamera, nahm neben der Schule Schauspielunterricht und arbeitete mit mäßigem Erfolg als Model. Die sechsfache Mutter ist mit ihrem Schauspielerkollegen Brad Pitt verheiratet – obwohl Boulevardmedien seit dem Ja-Wort im Sommer 2014 prophezeien, dass „Brangelina“ ganz sicher vor der Scheidung steht.
Über ihr Privatleben spricht die US-Amerikanerin meist nur dann, wenn sie eine politische Botschaft hat: 2013 erklärt sie im Artikel „My Medical Choice“ in der New York Times, dass sie sich aus Angst vor Brustkrebs vorsorglich die Brüste entfernen ließ. Jolies Mutter starb an Krebs. Nach dem Artikel ließen weltweit mehr Frauen testen, ob sie eine Veranlagung für Brustkrebs haben: der Jolie-Effekt.
Andrea Scharpen
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