: Hoheitenkultur
■ De Maizière schenkt Kohl ein Staatsmuseum KOMMENTAR
Recht ärgern mußte sich Helmut Kohl, daß die von ihm mit einem Museum zu beglückenden Berliner so lange von Seiner Hoheit nicht ungefragt kulturiert werden wollten, sondern zäh auf gewisse föderale Kompetenzen im Kulturbereich verwiesen. Doch jetzt kam in letzter Sekunde Hilfe aus dem zentralistischen Noch-Ausland, das sich um föderalen Schnickschnack, Bürger- und Mitarbeiterbeteiligung, öffentliche Diskussion und Planung und andere demokratische Umständlichkeiten nicht zu kümmern braucht: Lothar de Maizière schenkte seinem Groß- Kohl noch schnell sein ohnehin abgelegtes Geschichtsmuseum. Von Hoheit zu Hoheit. Erspart sind dadurch weitere lästige Diskussionen über die Beteiligung der DDR an Aufbau und Konzeption des Deutschen Historischen Museums, aber auch über die Nutzung des barocken Zeughauses. Und selbst wenn das DHM einst doch noch in den ersehnten Rossi-Bau ziehen sollte: dann, auch das hatten die Hoheiten im DDR-Ministerrat — wieder ohne irgend jemanden zu fragen — schon mal in bester zentralistischer Tradition festgelegt, sollte im Zeughaus ein »Preußenmuseum« eingerichtet werden, worauf die ganze Stadt bekanntlich schon seit Jahren dringend wartet. Oder etwa nicht?
Anstatt gegen diesen kulturpolitischen Coup von ganz oben zu protestieren, scheint man über die blitzsaubere Lösung des ständig für Koalitionskräche mit der AL sorgenden DHM- Problems in der Senatskulturverwaltung geradezu glücklich zu sein. Schon vor dem Ministerratsbeschluß hatte man an den Bundesinnenminister geschrieben, man begrüße einen Einzug des DHM ins Zeughaus. Praktischerweise trägt eine Stadt, an der vorbeiregiert wird, auch keine Verantwortung ... Gabriele Riedle
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