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Hohe Haftstrafen gegen Action Directe-Mitglieder

■ AD-Mitglied Regis Schleicher zum zweiten mal lebenslänglich verurteilt / Jean-Marc Rouillan ist seit 90 Tagen im Hungerstreik

Paris (rtr/dpa/taz) – Hohe Gefängnisstrafen hat am Freitag ein Gericht in Paris gegen fünf mutmaßliche Mitglieder der Action Directe verhängt. Regis Schleicher wurde zum zweiten Mal zu lebenslanger Haft verurteilt. Auf den Urteilsspruch des Pariser Sonderschwurgerichts zeigte Schleicher keine Reaktionen. Das Gericht befand ihn für schuldig, 1983 an Überfällen auf ein Juweliergeschäft und eine Bank beteiligt gewesen zu sein und bei der anschließenden Schießerei mit Polizisten einen Mordversuch begangen zu haben.

Der Chef der Action Directe, Jean-Marc Rouillan, wurde, ebenso wie drei Mitangeklagte, zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Rouillan, der seit 90 Tagen im Hungerstreik ist, verbüßt bereits eine zehnjährige Freiheitsstrafe wegen seiner Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Ihm soll noch der Prozeß wegen Mordes gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft hatte für Regis Schleicher lebenslänglich und für die anderen Angeklagten jeweils zwanzig Jahre Gefängnis gefordert. Frederique Germaine, der sich von der Action Directe losgesagt hatte, bekam fünf Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung.

Bereits am Mittwoch abend hatte der Hauptangeklagte Jean- Marc Rouillan bekanntgegeben, daß er sich bis auf weiteres aus dem Prozeß zurückziehe, worauf es ihm sein Anwalt, Bernard Ripert und die anderen Angeklagten gleichtaten.

Mit seiner Entscheidung wollte Rouillan offensichtlich vermeiden, daß sich Presse und Öffentlichkeit an das makabre Bild eines dem Tode nahen vor Gericht gewöhnen. Ripert betonte, daß der Gesundheitszustand Rouillan zwinge, sich zurückzuziehen, nachdem seine Bemühungen um zwei Aufschiebungen des Verfahrens gescheitert seien.

Gleichzeitig habe Rouillan seinen Hungerstreik verschärft. Am Mittwoch verweigerte er die Veneninfusion.

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