KOMMENTAR: Hoffnungsraub
■ Die Revolution ist keine Insel – vgl. S.22
„Die Revolution ist keine Insel“, schrieb der Exil-Chilene und Oldenburger Professor Fernando Mires schon Ende der 70er Jahre – und zog sich damit den vereinten Zorn der lateinamerikanischen Linken zu. Denn gemeint war Cuba, der Traum vom tropischen Sozialismus, die beliebteste Provokation des knappe 100 Kilometer entfernten imperialistischen Hauptfeinds USA. Aber natürlich hatte Mires recht. Die cubanische Revolution ist heute wohl selbst durch die schnelle Abwahl der Diktatur Fidel Castros nicht mehr zu retten.
In Nicaragua ist die Revolution schon abgewählt. Auf den dritten Weg, den die sandinistische Partei eingeklemmt zwischen Wirtschaftsboykott und Contra-Krieg suchte, wollte das Volk nicht länger warten. Diesmal ist es die bundesdeutsche Linke, die zornig ist über die bittere Wahrheit.
Hoffnungsraub tut weh. Aber er tut auch gut. 30 Jahre nach der cubanischen und zehn Jahre nach der nicaraguanischen Revolution gibt es jetzt eine Chance zum Neuanfang der Solidaritätsbewegung. Denn die Revolution ist wirklich keine Insel.
Dirk Asendorpf
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