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■ Das Gewaltmonopol im StadionHoffentlich 0:0

Wenn die deutsche Fußballelf am 20. April in das Olympiastadion einläuft, mag es Bundestrainer Berti Vogts darum gehen, welche Spieler er letztendlich in das Kader für die Weltmeisterschaft aufnimmt. Lothar Matthäus und der unbedarfte Rest des Deutschen Fußballbundes werden am Ergebnis die eigenen Chancen beim Weltcup ablesen wollen. Die ganze Truppe, der die Gnade der späten Geburt nur so aus den Töppen quillt, für die, wie ihr Generalsekretär Horst Schmidt in erschreckend erfrischender Offenheit kundtat, der 20. April „kein besonderes Datum“ ist, mag sich noch an der schönsten Nebensache der Welt erfreuen. Auf die Hauptsache, die an diesem Nachmittag abläuft, werden sie kaum Einfluß haben und, ihren bisherigen Äußerungen zu entnehmen, wollen sie auch keinen haben. Zum eigentlichen Kampf wird an diesem Tag auf den Rängen geblasen.

Da Hamburgs Innensenator Werner Hackmann (SPD) das Volksparkstadion als Bühne für Neonazis und Rechtsextremisten nicht bereitstellen wollte, kommt der Austragung im Olympiastadion nun eine eminente politische und symbolische Bedeutung zu. Bereits die Hamburger Absage hat den Neonazis einen staatsgefährdenden Stellenwert zugeschrieben, ohne daß sich auch nur ein Springerstiefel gerührt hätte. So sie denn nach Berlin kommen, so sie denn Krawall wollen, wird ihnen die alte Reichshauptstadt, wird ihnen die Austragungsstätte der Olympischen Spiele 1936 ein zusätzliches Stimulans sein. Nicht nur Hardliner vom Schlage des Berliner Innensenators Heckelmann (CDU) kritisieren Hackmanns Zurückweichen vor rechtsextremen Gewalttätern, sondern zu Recht auch ein Ignatz Bubis, den gewiß niemand der Law-and-order-Position verdächtigen wird.

Mit dem erneuten Ansetzen des Spiels in der Hauptstadt haben es die Verantwortlichen zu einer Nagelprobe für das staatliche Gewaltmonopol gemacht. Nicht mehr das Ob, sondern das Wie seiner Durchsetzung wird nun zur entscheidenden Frage. Zu befürchten ist, daß Heckelmann die Gelegenheit nutzen wird, Hackmann zu zeigen, was eine sicherheitspolitische Harke ist. Mit massiver Präsenz und hartem Zugriff hat sich die Berliner Polizei schon häufig genug einen nationalen Ruf verschafft.

Krawall-Alarm vor Fußballspielen ist keine Seltenheit, doch nicht immer sind die erwarteten Auseinandersetzungen eingetreten. Bereits einmal, 1983, wurde in Berlin ein Länderspiel durchgeführt, obwohl der damalige Gegner Türkei Anlaß zu massiven Vorfeld-Kampagnen bot. Passiert ist damals nichts. Auch am 20. April könnte die Auseinandersetzung am Rande des Spielfeldes null zu null enden. Sie entspräche so am ehesten dem Leistungsstand der Kontrahenten. Dieter Rulff

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