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Höheres Risiko bei Transfusionen

■ Seit 1985 keine HIV-Infektionen durch Blut-Übertragung in Bremen

Das Risiko, sich bei einer Bluttransfusion mit dem HI-Virus zu infizieren, ist wesentlich höher als bisher angenommen. Bisher rechnete man mit einer Wahrscheinlichkeit von 1: 1 Million. Diese Zahl muß jetzt korrigiert werden, so Matthias Gruhl vom Gesundheitssenator, nachdem am Mittwoch bekannt wurde, daß die tatsächliche Zahl von HIV-Infektionen seit 1985 vom Bundesgesundheitsamt (BGA) in Berlin verschwiegen worden ist. Rechnet man die Zahl von jetzt 373 bekanntgewordenen Fällen von Infektionen auf acht Jahre und jährlich vier Millionen Bluttransfusionen hoch, ergibt sich ein mögliches Risiko von ungefähr 1:100.000. Die Dunkelziffer von Infektionen ist in dieser Zahl nicht enthalten.

„Wie hoch das Risiko nach den neuen Zahlen ist, weiß keiner genau“, sagt Gruhl. Er geht davon aus, daß bei den jetzt veröffentlichten Zahlen Transfusionen von Frischblut betroffen sind, nicht jedoch die Behandlung mit Blutprodukten wie Gerinnungsmitteln. Insgesamt hat es in Bremen nach Angaben der Gesundheitsverwaltung bisher einen Fall von HIV-Infektion durch Bluttransfusion gegeben, der der Gesundheitsverwaltung bekannt ist. Das war 1984, ein Jahr, bevor für Blutransfusionen bundesweit regelmäßige Tests eingeführt wurden. Seit damals habe es nach seinem Kenntnisstand drei Fälle von Infektionen durch Spenderblut in der Kinderklinik St.Jürgen-Straße und einige in der Abteilung Innere Medizin gegeben, so Gruhl. Nähere Informationen fragt die Gesundheitsverwaltung zur Zeit bei den Bremer ÄrztInnen ab. Alle diese Transfusionen seien aber nicht in Bremen erfolgt, sondern die Menschen seien nach einer Infektion durch Transfusionen im Bremer Umland zur Behandlung in die Klinik St.Jürgen-Straße gekommen.

Trotz sorgfältiger Tests gibt es bei den Blutspenden „diagnostische Lücken“: Das Blut eines frisch infizierten Spenders fällt bei der Kontrolle möglicherweise nicht auf, weil es noch keine Antikörper gebildet hat. Im Gegensatz zu den sterilen Blutprodukten gibt es deshalb bei Frischblutspenden immer eine geringe Möglichkeit der Infektion.

Als mögliche Konsequenz aus den neuen Berechnungen sieht Matthias Gruhl eine Zunahme der EigenblutspenderInnen. Wer weiß, daß ihm eine Operation bevorsteht, kann sich über fünf Wochen Blut abnehmen lassen und es sich bei Bedarf wieder zuführen lassen und vermeidet so das Risko von Fremdblut. Außerdem sei es das Ziel der Blutbank im St.Jürgen-Krankenhaus, einen „festen Stamm von Blutspendern“ zu bekommen, um Schwankungen in der Qualität des Blutes zu verringern. Insgesamt spendet Bremen aber nur 20 Prozent des hier benötigten Blutes — der Rest kommt von außen. bpo

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