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Hitze im Minutentakt

■ Die Red Hot Chili Peppers crossovern mit den Flaming Lips und Moby

Sommer in Hollywood. Die Sonne beeinträchtigte die Wahrnehmung, und aus der vollaufgedrehten Anlage dröhnte zum allerersten Mal One Hot Minute. Bis sich die gesamte Hotelbelegschaft gegen Rockmusik verbündete und mein gutgläubiger Journalistennachbar vom Album des Jahres delirierte. Damals erschien alles in Panavision und die Red Hot Chili Peppers konnten nichts anderes als die Welt erobern.

Um es jetzt – nach all den unvermeidlichen Titelgeschichten, verspäteten Würdigungen, Schwanzrock-Essays und dem üblichen Gepose – mal vorsichtig festzustellen: So richtig begeistert ist vom 95er-Pfeffer-Modell eigentlich niemand mehr. Der dezente Katzenjammer. Nicht die Nummer eins der Charts und auch die erste Single bohrte sich nicht wirklich ins Ohr der medial gelenkten Millionen. Der gut abgehangene Rock, dem sich die relaunchten Vier nunmehr in amerikanischer Erwachsenheit hingeben, ist zwar der weltweit kleinste gemeinsame Nenner und Sieg des Kapitalismus. Doch den vertreten Bon Jovi und Pearl Jam schon lange und weitaus ungebrochener.

Sicher, die Situation war eine andere, als Anthony Kiedis, Flea, Hillel Slovak und Jack Irons mit Funk und Energie begannen, der domi-nanten Musik-Kultur der frühen 80er (Bombast-Rock und Disco-Soße, gebettet in prüder, selbstgefälliger Gemächlichkeit) etwas entgegenzusetzen. Das war schlüssig und notwendig, und die Red Hot Chili Peppers taten es mit aller Vehemenz, allem Sex und gleichzeitiger (Selbst-)Ironie. Fleas funky Könnerschaft am Baß und Anthonys attraktive Erscheinung machten gemeinsam Pop und diese Band zu einer besonderen unter jenen, die sich anschickten, Jugendlichkeit als Maß aller Dinge festzuschreiben. Über den logischen, mit Drogen und Toten gepflasterten Rock'n'Roll-Weg im Land der MTV-Selbstverständlichkeiten gegangen, schmeckt dieser Cocktail letztlich etwas fade – was wirklich nicht ihre Schuld ist. Folglich sind die mit Erwartungen überhäuften Vier auf dem Rückzug.

Als Ausdruck des „Was haben wir getan?“ und „Wo stehen wir jetzt?“ ist auch die Auswahl der Vorbands zu verstehen. Auf der einen Seite die ewigen Flaming Lips mit ihrem familiär-liebreizenden Noise-Pop, auf der anderen der postmoderne Techno-Troll Moby, ein Mensch ohne Heimat. Wer diesen Abend ohne Befremdungsgefühle übersteht, den kann auch das nächste Jahrtausend kulturell nicht schrecken.

Holger in't Veld Mo, 9. Oktober, Sporthalle, 20 Uhr

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