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Historische Bauchlandung

■ Neue Broschüre im Steintor-Verlag: „Juden in Walle“ / Ehrenwertes Vorhaben gescheitert

Seit Ende 1987 arbeiten acht WallerInnen der Kulturinitiative Brodelpott und des Geschichtsarbeitskreises der Immanuel-Gemeinde über die jüdische Bevölkerung in Walle in den 20er und 30er Jahren. Zum 50. Jahrestag der „Reichspogromnacht“ (9.11.1988) stellten sie ihre Ergebnisse in einer sehenswerten Ausstellung zusammen, die noch einmal im Rahmen der Anne-Frank-Ausstellung in der Rathaushalle zu sehen ist. Jetzt haben die WallerInnen eine Broschüre zum gleichen Thema gemacht, die die Grenzen der Laienforschung deutlich macht.

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Theatereingang

Das „Welttheater“ in Walle, um 1935

„Juden in Walle - Leben im Stadtteil und Verfolgung während des Nationalsozialismus spürt zwölf Einzelschicksale auf, deren Weg sich jedoch nur unvollständig rekonstruieren läßt. Ein Beispiel: Grete Jacobsen, Tochter eines jüdischen Schuhhändlers, geht während des Nationalsozialismus in die Schule am Holzhafen (jetzt: Schule Nordstaße). Eine frühere Mitschülerin erinnert sich, daß Grete „oft zur Synagoge“ ging, daß sie hebräisch lernte und „ihr Vater sie oft im Auto zur Schule“ brachte. Doch damit endet die „erzählte Geschichte“.

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Zeitungsausschnitt

Die Geschichte der „Juden in Walle“ klammert sich an das Gerüst der Ereignisgeschichte. Vom anfänglichen Boykott bis zur Deportation und der Ermordung in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Minsk versuchen die AutorInnen der „großen“ Geschichte in ihrer Chronologie gerecht zu werden. So kommen historische Details zu Tage, die zufällig bleiben. Die Broschüre behandelt ihr Thema unangemessen leichtfertig. ma

C. Eckler-von-Gleich/R.Kühne: Juden in Walle, Steintor -Verlag,

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