■ Standbild: Hirnsuppe
„Frontal“, ZDF, Dienstag, 21.00 Uhr
(Mainz, Lerchenberg, Dienstagabend gegen zehn. In der Maske: zwei Fernsehjournalisten beim Abschminken)
Kienzle: Hauser, Sie stottern zuviel, ständig verhaspeln Sie sich.
Hauser: Das müssen Sie gerade sagen, Kienzle... wenn ich sehe, wie Sie immer auf den Zehenspitzen wippen. Unsouverän.
Kienzle: Darum geht's doch gar nicht, Hauser. Ich rede von Ihren Anmoderationen.
Hauser: Ich auch, Kienzle. Mit jedem Satz wollen Sie die Zuschauer belehren, fordern „rückhaltlose Aufklärung“ über „unverzeihliche Fehler“ – und was Sie sonst noch an Floskeln mit Ihrer Wipperei unterstreichen wollen. Lassen Sie das doch mal!
Kienzle: (grinst) Sie mit Ihrem Haftgewicht können doch gar nicht wippen, Hauser.
Hauser: Werden Sie nicht frech, Kienzle. Ich sag' auch nichts über Ihren Schnäuzer. Aber Ihre Stimmungsmache gegen Olympia zum Beispiel, die nervt mich. Wen lassen Sie interviewen? Die grüne Demba aus Berlin, die sowieso gegen alles ist, den Diepgen und ein paar Kinder. Das ist doch ein bißchen armselig.
Kienzle: Da steckt immer noch mehr Info drin als in Ihrem suggestiven Panik-Film über die Rinderseuche. Wo Sie Bilder von Hirnsuppe zeigen, benutze ich mein Hirn selber. (Zum Maskenbildner: Machen Sie mal da oben bei ihm auf dem Kopf, da ist noch alles voll Puder!
Hauser: (errötet) Das ist Polemik, Kienzle, reine Demagogie.
Kienzle: Sie müssen es ja wissen, Hauser. Die Nummer über die PDS hätte ja aus einem Lehrbuch von Mielke stammen können: Die PDS bringt einen ehemaligen DDR-Gefangenen jetzt nach Stammheim..., daß ich nicht lache. Wer glaubt Ihnen denn so etwas, Hauser?
Hauser: Das können Sie gar nicht beurteilen, Kienzle. Als Nachlaßverwalter von Gerhard Löwenthal ist man sich so etwas eben schuldig. Dazu stehe ich.
Kienzle: Ich habe den libanesischen Bürgerkrieg überlebt, ich werde auch Sie überleben, Hauser. Auch wenn das, was wir hier tun, alles andere ist als investigativer Journalismus. Kleine mickrige Reportagen, die höchstens symbolisch irgendwelche Fälle aufrollen, ohne nach Hintergründen zu fragen. (Im Hintergrund schlägt eine Tür zu.)
Hauser: Ist der von der taz endlich weg? Dann können wir ja mal über die nächste Woche sprechen. Was willst du denn machen, Uli?
Kienzle: Ach, nichts Besonderes.
Hauser: Wie gehabt. Ich denk' mir morgen schon mal ein paar Dialoge aus.
Kienzle: (kichert) Tu das, Bodo.
Achim Baum
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