südwester: Hirche fliegt

Morgen in einer Woche wird Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) 68 Jahre alt und zieht sich aus der Politik zurück. Das hat er angekündigt, sein Nachfolger, FDP-Hoffnungsträger Philipp Rösler, steht bereit. Bloß: Darf ein Minister sein Land mitten in einer Wirtschaftskrise im Stich lassen, nur weil er seinen Rücktritt angekündigt hat? Also versprach Hirche, mit einer niedersächsischen Wirtschaftsdelegation in die USA zu reisen – nach seinem Rücktritt. Die Reisekosten von 3.344 Euro hätte das Land übernehmen sollen, woraus nach Protesten der Opposition nichts wurde. Hirche sagte die Reise ab – und fliegt jetzt doch: auf Kosten der Unternehmer, die ihn nach Amerika begleiten. „Der Minister fliegt als Privatier“, hieß es dazu gestern aus dem Ministerium. Für Hirche, der schon unter den Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (Niedersachsen), Manfred Stolpe (Brandenburg) sowie unter Bundesumweltministerin Angela Merkel diente, ist der Zeitpunkt gut gewählt: In Washington sind derzeit wieder Ministerposten frei.