: „Hinterher geht es mir wieder gut“
■ Zehn Jahre Männerstrip: „Crazy Boys“ / Keine Sorgen um den Nachwuchs
Nackte Männerschenkel, rotierende Becken, segelnde Tangas – Deutschlands erstes und nach eigenen Angaben einziges Men-Strip-Cabaret „Crazy Boys“ in Hamburg wird heute, am 6. September, zehn Jahre alt. Doch aller Anfang war schwer. Als 1984 eine Discothek im Nachbarhaus des „Pulverfaß“-Cabarets, geschlossen wurde, griff Heinz-Diego Leers zu, denn daß es einen Markt für Männerstrip geben mußte, sagte dem „Pulverfaß“-Inhaber seine Spürnase. Aber es mußten Tänzer gefunden werden, die über viele Eigenschaften verfügten: eine muskulöse Figur, die Fähigkeit, sich gut zu Musik zu bewegen und die Bereitschaft, sich vor etwa 100 Zuschauern – vorwiegend Frauen – komplett auszuziehen.
„Am Anfang war es fast unmöglich, solche Männer zu finden“, schildert Leers die Anlaufschwierigkeiten. „Es gehörte ja auch noch eine gute Portion Humor dazu, denn unser Programm ist eher augenzwinkernd und ein bißchen karnevalistisch. Und die Hamburger kamen vor lauter Schreck zuerst auch gar nicht aus sich 'raus“, sagt er. Das hat sich inzwischen geändert. Heute gibt es genug Bewerbungen von Tänzern und auch die Gäste kommen in Scharen. Jedes Jahr gibt es ein neu zusammengesetztes Ensemble mit „neuen Schenkeln aus aller Welt – Frischfleisch“, wie es „Crazy Boys“-Sprecher Armin Wittorf formuliert.
Die Tänzer kommen aus vielen verschiedenen Ländern, damit möglichst viele unterschiedliche Männertypen zu sehen sind. „Für jede ist etwas dabei“, meint einer von ihnen. „Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, ich bin zum Beispiel Masseur, ein Kollege von mir hat Friseur gelernt und so weiter“. Eigentlich sei er nur aus Zufall zu diesem „Job“ gekommen und am Anfang war er „total nervös“: „Ich zittere heute immer noch, wenn ich da so völlig nackt stehe, das ist wohl eine positive Form von Lampenfieber“, meint er.
Die 36jährige Hotelkauffrau Fiana ist seit neun Jahren Stammkundin“ bei den „Boys“. Sie sieht sich die Show alle sechs Wochen mal mit Freundinnen, mal alleine, oder sogar mit ihrer Mutter an: „Ich kann vorher noch so schlechte Laune haben, hinterher geht es mir wieder gut. Es macht einfach Spaß“
Fatina Keilani, dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen