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Himmlische Böe

Ich bin ein Kind der Seventies. Weihnachtsmänner waren tabu, kreative Einsätze wurden von langer Hand geplant. Mal wurden Buschlieder auf Papas Neuguinea-Trommel geübt, ein andermal ein Ritterkreuzzug nachgestellt. Später entdeckte meine Mutter die Oper, und wir improvisierten mit kompliziertester Dreifachbelegung. 1976 entschied sie sich gemeinsam mit ihrer christlichen Arbeitsgruppe für ein sozialkritisches Krippenspiel in größter Einfachheit. Mir wurde ein kratziger Jutesack übergestülpt, mit ein paar Löchern drin, damit ich Kopf und Arme bewegen konnte – und so sollte ich als Schaf durch die Kirche rennen. Meine Schwester wurde als Marias Sparversion in Lumpen gehüllt, und mein Bruder sah als Esel eigentlich genauso aus wie ich.

Vor der Kirche riß eine himmlische Böe unserem Fiat Polski die Autotür ab. Während ich auf allen Vieren blökend durchs Mittelschiff lief, suchten meine Eltern im Schneesturm ihre Autoteile zusammen. Ich rechnete mit dem Schlimmsten: Als Tramperkind im Jutesack auf der nächsten Autobahnraststätte zu enden oder gar im offenen Dreitürer am Weihnachtsabend zu erfrieren. Den Polski haben sie damals wieder zusammengebunden, aber meine Mutter ahnte irgendwie, daß sie diesmal zu weit gegangen war.

Zwei Jahrzehnte lang kehrte Ruhe ein. Meine Mutter findet auch, daß Weihnachten nichts mit Selbstverwirklichung zu tun hat. Nur neulich rief sie an: Sie sei jetzt in so einer Initiativengruppe, nichts Großes, aber ob wir zu Weihnachten nicht einmal... ibo

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