Hilfspaket der spanischen Regierung: Madrids Rundum-Versorgungspaket
Strompreisdeckel und steuerfreie Grundnahrungsmittel: Mit einem Hilfsprogramm will Spanien die Lasten gerechter verteilen – auch fürs Klima.
Es ist bereits das dritte Unterstützungsprogramm in Spanien. Die Koalitionsregierung aus Sozialisten und Linksalternativen ergreift darin einmal mehr vor allem Maßnahmen, um sozial Schwächeren unter die Arme zu greifen.
Es gehe ihm um „Schutz und gerechte Lastenteilung“, erklärte Regierungschef Sánchez im Anschluss an die Kabinettssitzung. „Spanien hat insgesamt 45 Milliarden Euro ausgegeben, um die Arbeiterklasse und die Mittelschicht angesichts der steigenden Lebenshaltungs- und Energiekosten zu schützen“, rechnete er alle bisherigen Hilfsprogramme zusammen.
Die Inflation ging in Spanien im November abermals zurück und lag bei nur noch 6,8 Prozent, so niedrig wie sonst nirgends in der Europäischen Union. In Deutschland waren es 10 Prozent, in Österreich gar 10,6 Prozent.
Keine Steuer auf Ei und Brot
Die niedrige Preissteigerung in Spanien ist unter anderem der Deckelung des Strom- und Gaspreises zu verdanken. Doch das ist kein Grund zur Entwarnung, denn die Preise für Lebensmittel stiegen um 15,3 Prozent.
„Wir senken die Mehrwertsteuer für alle Grundnahrungsmittel für die kommenden sechs Monate von vier auf null Prozent und für Öl und Teigwaren von zehn auf fünf Prozent“, erklärte Sánchez deshalb. Zu den jetzt komplett mehrwertsteuerfreien Grundnahrungsmittel gehören Eier, Milch, Käse, Brot, Gemüse und Obst. Die bereits gültige Senkung der Mehrwertsteuer auf fünf Prozent bei Gas und elektrischer Energie wird fortgeschrieben.
Außerdem werden rund 4,2 Millionen Familien mit einem Jahreseinkommen unter 27.000 Euro und einem Vermögen von weniger als 75.000 Euro einmalig einen sogenannten Antiinflationsscheck von 200 Euro erhalten.
Kostenloser Nahverkehr für ÖPNV-Pendler
Die Mieterhöhung darf auch weiterhin nur zwei Prozent pro Jahr betragen. Darauf bestand nicht nur der linksalternative Koalitionspartner Unidas Podemos, sondern auch mehrere linke Formationen im Parlament. Im Gegenzug stimmten sie dem neuen Haushalt für 2023 zu. Darin ist unter anderem eine Anhebung der Mindestrente um 15 Prozent zum Jahresbeginn vorgesehen. Die restlichen Renten werden um 8,5 Prozent erhöht.
Gestrichen wird der seit Frühjahr geltende Zuschuss von 20 Cent pro Liter Benzin oder Diesel. Künftig werden nur noch Transportunternehmen, die Landwirtschaft sowie der Fischfang von billigerem Sprit profitieren.
Pendler, die Busse, Nahverkehrs- und Mittelstreckenzüge nutzen, werden ein weiteres Jahr kostenlos fahren. Ferner vergibt die Regierung Hilfen an städtische U-Bahn- und Busunternehmen, wenn diese den Preis für die Monatskarten um die Hälfte senken.
Zu weiteren wirtschaftlichen Maßnahmen gehören Hilfen, die Landwirte bekommen, um die gestiegenen Kosten für Düngemittel aufzufangen. Die energieintensive Keramikindustrie wird 450 Millionen Euro Direkthilfe erhalten. Außerdem legt die Regierung zusammen mit dem offiziellen Kreditinstitut ICO eine neue Finanzierungslinie über 500 Millionen Euro auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Rückzug von Marco Wanderwitz
Die Bedrohten
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül