piwik no script img

Hilfe bei FinanzkriseDubai scheint gerettet

Das ölreiche Emirat Abu Dhabi greift den Vereinigten Arabischen Emiraten unter die Arme. Dabei steigert es seine Macht beim kriselndem Nachbarn.

Es geht wieder aufwärts. Die Vereinigten Arabischen Emirate erhalten aus Abu Dhabi zehn Milliarden Dollar. Bild: ap

BERLIN taz | Die Finanzkrise am Persischen Golf scheint erst einmal abgewendet. Das Emirat Dubai erhält vom benachbarten Abu Dhabi eine dicke Finanzspritze in Höhe von zehn Milliarden Dollar. Davon gehen 4,1 Milliarden direkt an die Baufirma Nakheel, die ins Taumeln geratene Tochter des staatlichen Konzerns Dubai World. Diese kann damit eine gestern fällig gewordene islamische Anleihe zurückzahlen. Solche Anleihen umgehen das islamische Zinsverbot, indem die Gläubiger statt Zinsen eine Gewinnbeteiligung erhalten.

Dubai hatte im November weltweit die Börsen erschüttert, als das Emirat um Zahlungsaufschub für seinen mit 59 Milliarden US-Dollar verschuldeten Staatskonzern Dubai World bat, bekannt durch Bauprojekte wie die künstlichen Inseln in Palmenform. Dubai World hatte zuvor seine Gläubiger gebeten, 26 Milliarden Dollar umzuschulden, also längere Rückzahlungsfristen zu akzeptieren.

Die Gläubiger, das sind vor allem britische Banken wie die Royal Bank of Scotland (RBS) und HSBC, aber auch arabische Banken wie die Abu Dhabi Commercial Bank und Emirates NBD. Zwar handelt es sich bei den fraglichen Beträgen eher um "Peanuts" - so hat die RBS als am stärksten in Dubai exponierte westliche Bank dort nach Angaben der Financial Times ein bis zwei Milliarden Dollar Außenstände, also nur etwa 0,3 Prozent der gesamten Kreditsumme. Dennoch reagierten die Börsianer erleichtert auf die Intervention aus Abu Dhabi. In Dubai schoss die Börse gleich um zehn Prozent in die Höhe, in Frankfurt zogen die Kurse am Morgen um ein Prozent an.

In Dubai dürfte damit ein auf Pump finanzierter Boom zu Ende gehen. Das erdölarme Emirat hatte sich als Finanz- und Handelsdrehscheibe am Golf zu etablieren versucht, vor allem aber in immer verrücktere Bauprojekte investiert. Das Finanzzentrum allerdings wurde von der Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen, die Luxusimmobilien stießen kaum noch auf Interesse. Gastarbeiter mussten in Scharen das Land verlassen. Was bleibt, sind zahllose stillgelegte Baustellen, die langsam der Wüstenstaub zudeckt - und ein gigantischer Schuldenberg. Nur ein Gesichtsverlust bleibt Dubai erspart: Der Burj Dubai, das höchste Gebäude der Welt, das nicht von Dubai World gebaut wird, soll nach vielen Verzögerungen am 4. Januar eröffnet werden.

Stattdessen macht nun Abu Dhabi, das größte und ölreichste der Vereinigten Arabischen Emirate, seinen Machtanspruch in der Region geltend. Zwar behauptete ein Regierungssprecher, die Hilfe sei nicht an Bedingungen geknüpft. Doch dass sie mit einer vermehrten Einflussnahme Abu Dhabis auf Dubai einhergeht, davon darf ausgegangen werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!