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Archiv-Artikel

„Hier wird nichts verkauft!“

WIDERSTAND Hamburgs Kunsthallen-Direktor will keine Bestände veräußern, um sein Defizit zu decken

Von PS

„Solange ich Direktor bin, wird hier nichts verkauft!“ Markige Worte fand Hubertus Gaßner, Direktor der Hamburger Kunsthalle, am Mittwoch für den Vorschlag des Stiftungsrats, Bestände zu verkaufen, um ein Defizit von rund drei Millionen Euro zu decken.

Hintergrund ist ein „Prüfungsauftrag“ des Stiftungsrats. Ihm zufolge soll die Kunsthalle alle Werke auflisten, die entbehrlich und wertvoll zugleich sind – „ein absurdes Ansinnen“, sagt Gaßner. „Der Verkauf der mühsam erworbenen Werke ist nicht Zweck einer öffentlichen Sammlung.“ Das sieht Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) genauso. Als Vorsitzende des Stiftungsrates indes trägt sie den „Prüfungsauftrag“ mit. Sie wolle, so ist zu hören, lieber offensiv diskutieren, als das Ganze im Untergrund brodeln zu lassen.

In Gang gekommen war die Diskussion, als bekannt wurde, dass die 2007 entschuldete Kunsthalle ein Millionendefizit angehäuft hat. Dafür gibt es Gründe: Einerseits zogen Sponsoren in diesem Jahr kurzfristig 900.000 Euro zurück. Auch ereilte das Haus eine Nachforderung der Kulturbehörde: Diese wollte die Versicherungssumme von 1,6 Millionen für das 2004 wieder aufgefundene Caspar David Friedrich-Bild „Nebelschwaden“ zurück haben. Ein Betrag, der nun in der 2009er Bilanz fehlt – ebenso wie rund 40.000 Euro, nachdem Besucher ausblieben. Und schließlich ist die Kunsthalle seit der Umwandlung in eine Stiftung unterfinanziert. Für die 1997 eröffnete Galerie der Gegenwart gab es keinen Cent dazu. Resultat: ein Defizit von 450.000 Euro im Jahr.

Zur jüngst beschlossenen Hamburger Sparrunde wird man 60.000 Euro jährlich beisteuern müssen. Gaßner erwägt, altersbedingt ausscheidende Mitarbeiter nicht zu ersetzen. Im Übrigen werde man gute Ausstellungen machen. Weitere Vorschläge nannte er nicht. PS