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Hier versagt bitterste Ironie

betr.: „Spendensumpf bis nach Übersee“, taz vom 31. 1. 00

„Wollte sich die CDU von verstorbenen Nazis ‚sponsern‘ lassen und jüdische Friedhöfe schänden?“, so lautet eine berechtigte Frage zu der Information, dass die CDU in Paraguay Totenscheine bestellt haben soll. Die Statistik der deutschen Einwanderung spricht eine deutliche Sprache: Es gibt drei deutsche Kolonien: die der Alteingewanderten lange vor dem Weltkrieg, die zumeist NS-freundlich waren, aber durch ihre große Verwandtschaft weniger zu Totenscheinspendern taugten; dann die der 1945 abgetauchten Nazis und Kriegsverbrecher (s. Mengele), aus dieser Kohlonie wäre Sympathie denkbar, und drittens die der geflüchteten Juden – und hier versagt bitterste Ironie. Wir werden die verspätete Entschuldigung Schäubles wegen der so genannten „jüdischen Vermächtnisse“ als übelste Entgleisung nicht vergessen.

Und nun war mit krimineller Energie überlegt worden, dass gegebenenfalls, um die Geldwäsche zu tarnen, „eine Grabplatte mit Namen“ hätte aufgestellt werden sollen. Der Friedhof ist der heiligste Ort der Juden in der Diaspora – bis zum Erscheinen des Messias. Er darf nicht dort angelegt werden, wo ein Verbrechen geschah. Die „Deutschen“ haben den Juden in Auschwitz nicht einmal ein Grab erlaubt (= Endlösung). Paul Celan spricht von dem „Grab in den Lüften“. Nun würde die CDU dort einen „symbolischen Juden“ per Grabplatte verewigen – zur Tarnung ihrer illegalen Gelder: Dies war keine spontane Aktion einer jüdischen Friedhofsschändung à la Rechtsradikale, dies war Planung eines Verbrechens an einem Grundpfeiler des Judentums. Können Sie das noch entschuldigen, Herr Schäuble?

Lothar Bembenek, Aktives Museum Deutsch-Jüdischer

Geschichte in Wiesbaden

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