: Hier spricht der Erpresser
■ 11 605 - viel Spaß unter dieser Nummer
Hier spricht der Erpresser
11 605 - viel Spaß unter dieser Nummer
Schnell mal gewählt, garantiert das Tonband mit der Stimme des Ka-De-We-Erpressers. Und Aufklärung: Wie es einem Mann gelingen konnte, erstens dem Nobel-Kaufhaus durch die Androhung, alles in die Luft sprengen zu wollen, 500.000 Mark abzuluchsen, und zweitens, wie er durch die zweifellos engen Maschen der Häscher hindurchschlüpfen konnte.
Der Mann spricht, mit der verzerrten Stimme eines Vorgesetzten, klar die Funkanweisungen, mit denen der Geldbote am S-Bahnhof Buckower Chaussee in den S-Bahnzug um 20.43 Uhr in Richtung Frohnau gelotst wurde, deutlich im Befehlston. „Hier spricht der Erpresser“, krächzte es aus der Muschel, als der Zug durch Tempelhof schaukelte und dem Geldbringer der Wind durch die offene Tür entgegenschlug. Dann: „Werfen Sie das Geld jetzt raus - werfen sie das Geld jetzt raus!“ Ganz klar, solch zweifachem Befehl muß ein Staatsdiener gehorchen. Wie wir alle wissen, flogen zwischen den S-Bahnhöfen Pape- und Yorckstraße die 500 Riesen prompt in ein Gebüsch neben den S-Bahnschienen und wurden dort dankend angenommen.
Die Polizei läßt mit dem Band einen Menschen zu Wort kommen, der zweifellos zu den Gewinnern der Woche gehört. Ein solcher Coup, den gibt's nicht alle Tage. Bis gestern gingen bei der bisher erfolglosen Fahndung 70 Hinweise ein. Ob sie zu gebrauchen sind, wird zur Zeit geprüft.
Aber: Wer sich so clever verhält wie dieser Mann, dem ist mit Sicherheit nicht einfach beizukommen. Er sitzt vielleicht schon in Monte Carlo oder Rio und wechselt die Tausender bei einer Bank, die keine Listen über numerierte Noten führt - der Spielbank.taz
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