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Hic Spree-Athen, hic imitat!

■ Akoropolis adieu: Olympische Ode an die Opfer QUERSPALTE

Athen! Daß Du Opfer wurdest, ist unsere Hoffnung! Einmal dem Spruch der Kassandra entgehen, einmal das Orakel nicht erfüllen! Nach einem Jahrhundert sollte sich an Dir die Olympiade von einst wiederholen, mit der Vollendung des zweiten Jahrtausends ward schicksalhaft auch unserem auserwählten einig Volk solch große Wendung prophezeit.

An Dir aber, oh Athen!, hat sich uns offenbart: Es gibt ein Entrinnen aus der Zwangsläufigkeit des olympischen Schicksals! Vorbildlich Deine Bezwingung nach fast schon unabwendbarem Sieg!

Ansporn auch an uns rastlos Rasende — wie Du es so siegesgewiß getan hast, den Unmut der anderen auf Dich ziehend — die großen Münder noch voller zu nehmen und durch verfrühte Siegesfeiern und unfreundliche Zungen gegenüber bedenklichen Fremden, doch noch listig herbeizuführen, was auszusprechen niemand gewagt hätte: die lang erwartete Ruhe, ach!, die bang ersehnte Niederlage. So werden auch wir dereinst vor offenen Baugruben zur Besinnung kommen. Schaudernd uns selbst schauen im Angesicht der steinernen Gerippe unvollendeter Stadien, Demut üben eingedenk der offenen Wunden weitaufgerissener Heerstraßen, die dann klaffend im Herzen der Metropolis uns lange vor unserer Hybris erzittern werden lassen.

Athen! Möge Deine Tragödie unsere Katharsis werden! Hic Spree-Athen, hic imitat!

Oviedle

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