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Heute über die Eifel ... bitte zurücklehnen

HEUTEÜBERDIEEIFEL...

Eifel — das klingt für Außenstehende nach Provinz, Mief und Muff, nach störrischen und knorrigen BewohnerInnen. Der Brockhaus von 1837 mitleidslos: „Eifel (die) ist ein ödes, unfruchtbares, an Kalk, Schiefer, Basalt, alter Lava reiches Gebirge, [...] wo häufig kalte Nebel auf den öden Flächen lagern.“

Wer aus der Eifel stammt und irgendwann den Absprung in die große Stadt gefunden hat, denkt anders: „Eifel — das war für mich als Junge der Inbegriff von Ferien, von Landleben, von kühlen, dunklen Fichtenwäldern und heißen Wiesenhängen. Die knackende Kälte um Weihnachten, der satte Regen oder die machtvollen Westwinde, die riesige Wolkenformationen über den Himmel jagten, die die Luft richen ließen, als wäre der Atlantik nicht weit.“ So schreibt Arne Houben, zusammen mit Dietmar Mirkes Autor eines Touren- und Lesebuches, in seinem Vorwort über das rheinische Randgebirge. Mit großem Engagement skizzieren die Verfasser 14 Touren für Radfahrer und Wanderer. Besonders Mirkes Ausführungen geben Einblick in militärische, energiepolitische und historische „Zwänge“, die das Bild der heutigen Eifel prägen. Ein Buch, das Postkartenidylle, längst vermarktete Burgenromantik und ausgelatschte Wanderpfade beiseite läßt und statt dessen abgelegene, unspektakuläre Ruhe-Zonen anbietet.

Ein Buch das auch die Zerstörer nennt: Straßenplaner mit ihrer Asphalteuphorie, Landeskulturbehörden, übereifrige Bürgermeister und „die Militärs mit ihrem unersättlichen Landhunger“. Beispiel: wo heute der Truppenübungsplatz Vogelsang sich breitmacht, gab es bis 1946 das Dorf Wollseifen. die Dörfler wurden zwangsevakuiert. Zynisches Dankeschön der Nato: „Einmal im Jahr — zu Allerseelen — erlaubt man ihnen, zum Dorffriedhof zurückzukehren, um ihrer Toten zu gedenken. Bernd Müllender

Arne Houben, Dietmar Mirkes: Die Eifel, Bachem-Verlag Köln.

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