: Heulen unangebracht
Gediegene Animositäten. Da kündigen die Verbände und Initiativen die fast 10 Jahre währende Partnerschaft mit der GAL auf. Stampfen wie beleidigte Kinder auf den Boden und sind sauer, weil nun wohl nicht mehr aus dem Atomprogramm ausgestiegen werden soll. Dabei hätten Robin Wood und die anderen Initiativen doch gleich von Anbeginn an sehen können, daß die Koalitionsverhandlungen mit einer Hamburger SPD, die gemeinhin rechter ist als der Durchschnitts- CDU'ler in der Restrepublik, zu gar keinen anderen Ergebnissen hätte führen können als diesen. Das Heulen ist auch unangebracht, wenn realisiert worden wäre, daß die tatsächliche Sollbruchstelle für die GAL die Frage „Koalition: ja oder nein“ ist. Und nicht an irgendwelchen Einzelfragen festgemacht ist. Und seien diese Kühe für die jeweiligen Verbände auch noch so heilig. Denn erst die Beurteilung des Gesamtpaketes der Verhandlungen wird dann die Frage des Bruches oder des gemeinsamen Voranschreitens klären.
Natürlich ist es legitim, daß die Verbände ihre Sollbruchstellen woanders sehen als in der Koalitionsfrage. Mag sein, daß dem Naturschutzbund da schon beim „3-Rote-Listen-Arten-Plattwalzen“ der Bündniskragen platzt. Bei derzeitiger Konstellation und Sichtweise der Koalitionspartner bieten sich jedoch jede Menge Möglichkeiten endlich auch mit der scheinbar nach rechts gedrifteten GAL zu brechen. Wem allerdings solche Kurzschlußhandlungen versus die Aufkündigung der Bündnispartnerschaft helfen sollen, sei dahingestellt. Die Verbände jedenfalls hacken sich den parlamentarischen Arm ab. Und die SPD lacht sich schlapp über derartige Ereignisse. Klasse, immer weiter so! So wird Hamburg Öko-Hauptstadt - aber nur im nächsten Roman von Hans-Magnus Enzensberger - Ätsch.
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