: Hete(r)rorismus
Zur Vertreibung homosexueller BesucherInnen vom Deutsch-Amerikanischen Volksfest ■ K O M M E N T A R
Die Begründung der US-Pressestelle war kurz, grammatikalisch falsch und reaktionär: „Am 2. August 1988 um ca. 22 Uhr wurde eine Gruppe von Personen von der deutschen Polizei vom Deutsch-Amerikanischen Volksfest geleitet, aufgrund ihrer unpassenden Verhaltensweise in der Öffentlichkeit auf dem Volksfest, das von Familien besucht wird. Die Amerikanische Militärpolizei hat die deutsche Polizei dabei unterstützt.“ Punktum. Sie haben es auch gar nicht nötig - wie z.B. der Sprecher der Berliner Polizei -, irgendwas von Alkoholkonsum und Belästigung von Passanten zu faseln. Die Amis dürfen sagen, was sie denken, weil sie hier offenbar machen können, was sie wollen. Und wenn die Militärpolizei pfeift, springen die Berliner Bullen: Daß es sowas wie eine Berliner Verfassung gibt, die auch für Schwule und Lesben gilt, ist da schnell vergessen. Berlin, die Kulturhauptstadt Europas, hat sich am Dienstag abend als miefigste Metropole des Abendlandes erwiesen.
Den Kleinfamilien, die die MPs ausgerechnet abends um halb elf vor soviel „homosexueller Unzucht“ schützen wollten, wird auf dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest nur Sauberes geboten. Etwa eine Show, in der „junge Mädchen mit Haien“ schwimmen. Solche hete(r)roristischen Männerphantasien sind auf dem Rummel natürlich erlaubt. Das Motto, unter das die Amis ihren Trubel gestellt haben, spricht schließlich Bände: „Dallas“. Schwule kommen nur in der Konkurrenzserie „Denver“ vor.
Claus Christian Malzahn
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