: Heterosexuelle Helden
betr.: „Hetze und Diskriminierung“, Leserinnenbrief vom 16./17. 2. 02
Ja, ja, die verderbten Schwulen. Frau Pechmann, was meinen Sie, was wohl los wäre, wenn dem moralisch überlegenen Heterosexuellen Parks, Discos und Saunen zur Verfügung stünden, in denen Frauen auf die Gelegenheit zum schnellen und unverbindlichen Sex warten? Ich bin mir sicher, dass unsere Helden nur zu gern bereit wären, ihre 251 Sexualpartnerinnen zusammenzukriegen. Und wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang eigentlich das erwiesenermaßen sehr monogame Liebesleben lesbischer Frauen und deren niedrigstes HIV-Ansteckungsrisiko von allen? Als vorbildlich für die nächsten Generationen, oder trauen Sie Ihren eigenen Argumenten so weit dann doch nicht über den Weg?
Außerdem: Wer übernimmt die Verantwortung für die Propagierung eines Lebensstils, der auf eine lange, männlich dominierte Tradition materieller Abhängigkeitsverhältnisse zurückblicken kann und auch heute noch unzählige Fälle von seelischer und körperlicher Gewalt hervorbringt? Abwegige Frage und sowieso was ganz anderes? Sie haben schon Recht: Die Benennung von Tatsachen ist weder Hetze noch Diskriminierung. Aber die Interpretation selektiv wahrgenommener Fakten im Sinne einer Aburteilung, die sowieso von vornherein beabsichtigt war, das ist nicht so unschuldig, wie Ihr Leserbrief vermuten lässt.
LENNART EISSFELDT, Hamburg
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