■ QUERBILD: Herzog Ernst
Mit sieben Zwergen wohnt Schneewittchen. Glorreiche sieben Revolverhelden verteidigen eine kleine mexikanische Stadt gegen eine Räuberbande. Keine Frage: Die Sieben ist die märchenhaftigste, die zauberhafteste Zahl. Was uns in diesem Fall ganz gut zupaß kommt: Denn sieben Jahre lang von den ersten Drehbuchskizzen an hat Lutz Dammbeck an seinem zauberhaften Märchenfilm Herzog Ernst gearbeitet, sieben Monate dauerte es allein, den colorierten Figuren Bild für Bild mit der Tricckamera Leben einzuhauchen.
Als Vorlage für den ursprünglich fürs Fernsehen produzierten Animationsfilm, der jetzt in die Kinos kommt, diente die mittelalterliche Sage von eben dem Herzog Karl. Der Kaiser kommt in dem Film vor, ein schwarzer Ritter, das Morgenland sowie beispielsweise auch Wesen, die wie große Nacktschnecken mit Elefantengesicht aussehen und von den Rittern als Reittiere genutzt werden. Natürlich befinden wir uns in der Zeit der Kreuzzüge. Und es geht um Krieg und Frieden, um Treue und Verrat, um Schönheit und Wahrheit – das alles gleichsam mit großen, gläubigen Augen gezeichnet und erzählt.
Gepanzerte Männer laufen in dem Film mit Lanzen in der Hand durch aquarellierte Landschaften. Nur Herzog Ernst gibt seine Panzerung auf. Dann verliebt er sich gar noch. Oder, wie Dammbeck es ausdrückt: Ernst, anfangs angepaßter, tumber Tor, wächst schließlich „aus sich heraus“. Die, die reinen Herzens sind, werden sich damit lächelnd zufriedengeben. Denen, die darüber hinaus noch intellektuellen Geistes sind, werden vielleicht Theweleits Thesen von den Ich-Panzerungen einfallen. So sind sie, die wahren Märchen: schlicht und doch unausschöpflich; einfach schön und doch zu denken gebend.
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