kabinenpredigt: Hertha ist ein Frau
Es ist ein Jammer. Wären die Berliner der Hertha gegenüber so aufgeschlossen wie umgekehrt, das Olympiastadion würde bei jedem Spiel aus allen Nähten platzen.
Stattdessen tun sich immer wieder diese hässlichen Lücken auf. Doch Hertha verzagt nicht. Der Verein hört auf der Suche nach Stadiongängern fleißig und beharrlich den Puls der Zeit ab. Vor fünf Jahren förderte der Verein die Gründung des ersten schwul-lesbischen Fanclubs in der Bundesliga. In der Hauptstadt ist die homosexuelle Szene bekanntlich groß. Doch nur wenige nahmen die ausgestreckte Hand an. Und Lesben fühlten sich womöglich durch die Namensgebung des Fanclubs „Hertha-Junxx“ nicht richtig ernst genommen.
Hertha horchte weiter tief in die Gesellschaft hinein. Im Sommer, während der WM, stellte der Club laut einer Pressemitteilung fest, „dass der Fußball beileibe keine Männerdomäne mehr ist“. Der Verein reagierte und stellte jetzt eine Website für weibliche Fußballfans ins Netz. Natürlich ist hertha freundin.de die erste Seite dieser Art in der Liga. Mit praktischen Tipps soll die Frauenquote erhöht werden: „90 Minuten bei eisiger Kälte im Stadion – so schützt du deine Haut im Winter!“
Selbst über die Abseitsregel weiß frau jetzt Bescheid. Das ist nämlich wie beim Schuhkauf. Die Berlinerinnen sind so für nächsten Samstag gewappnet. Mainz kann kommen. Kochrezepte gibt es übrigens auch. Logisch. Johannes Kopp
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