: Hertha gegen rechts
■ Mit Stadionverboten und Werbespots will der Bundesligist rechten Fans zu Leibe rücken
Sie zahlen Eintritt, doch über ihren Besuch kann sich Hertha BSC nicht freuen: rechtsradikale Fans, die das Olympiastadion als Bühne für ihre Gesinnung benutzen. „Diese Problematik geht uns mächtig auf den Sack“, gesteht Vereinssprecher Hans-Georg Felder, denn die Grunzlaute oder Hitlergrüße gegen dunkelhäutige Spieler verbeulen das Image des Hauptstadtklubs.
Die organisierte Rechte wie NPD und DVU hat der Bundesligist in der Vergangenheit zwar mit juristischen Mitteln einigermaßen vom grünen Rasen fernhalten können. Aber versprengte braune Brüller im Stadionrund – Felder schätzt ihre Zahl auf 300 – ließen sich im „sozialen Brennpunkt Berlin“ nicht vermeiden. Der Hertha- Sprecher verweist jedoch auf eine „Besprechung von Polizei und Bundesgrenzschutz“, die zu dem Ergebnis führte, daß die Zahl rechtsradikaler Vorfälle im Olympiastadion zurückgegangen sei.
„Was sollen wir als Verein machen?“ fragt Felder. Natürlich mache Hertha von seinem Hausrecht Gebrauch und „schiebe ein zweijähriges Stadionverbot hinterher“, falls ein brauner Agitator den Ordnungskräften auffalle. „Das ist das Mittel, das wirkt“, glaubt er. Ein Werbespot mit Nationalspieler Michael Preetz und seinen Arbeitskollegen Alphonse Tchami aus Kamerun soll den Anhang zur Räson bringen; Anzeigen im Stadionheft mahnen zu Fair play.
Bereits vor dem Spiel gegen Dortmund wurde eine Initiative gegen rechts gestartet, indem Trikots der kommenden Gegner mit den Originalunterschriften versteigert werden. Der Erlös – „aufgerundet durch eine beträchtliche Summe von Hertha“ (Felder) – kommt hiesigen Ausländerprojekten zugute, die gemeinsam mit der Ausländerbeauftragten Barbara John ausgesucht werden. „Wir probieren alles“, erklärt Michael Brodhuhn, Herthas hauptamtlicher Fan-Beauftragter, „aber unsere Mittel sind begrenzt. Wir können nur hoffen, daß unsere Fans nicht in den Sog der Radikalen geraten und eine Gegenbewegung starten.“ Zuletzt setzte im Olympiastadion spontaner Applaus ein, wenn ein nichtdeutscher Akteur vom braunen Block verhöhnt wurde. Immerhin. Jürgen Schulz
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