: Herta Däubler-Gmelin
Wo waren Sie am 11. 9. 2001? An dem Tag war der südafrikanische Justizminister in Berlin zu Gast: Wir verhandelten über verbesserte Möglichkeiten der Zusammenarbeit der Gerichte und über die Stärkung des Internationalen Strafgerichtshofs, als die Bilder von dem schrecklichen Attentat über die Fernsehschirme flimmerten. Uns beiden war sehr schnell klar, dass dieses Verbrechen die Welt verändern würde.
Hat 9/11 Ihre Sicht auf die Welt verändert?
Nein, aber geschärft. Terrorismus und seine verbrecherische Seite ist ja auch in unseren Breiten nicht neu. Am 11. 9. und in den Tagen danach wurde indes schnell deutlich, dass die Bush-Administration jetzt jede Unterstützung haben würde, die alten Pläne der US-Neokonservativen mit Entschiedenheit umzusetzen – national und international. Damit wurde eine fundamentalistisch verengte und zusätzlich durch die Interessen der übermächtigen Lobby globaler US-Unternehmen getrübte Weltsicht zur US-Regierungspolitik, die mehr und mehr Ungerechtigkeit und Verlierer produziert. Sie fällt zugleich dem Völkerrecht in den Rücken und stärkt damit den Zulauf für Terroristen – ein schrecklicher Teufelskreis.
Was hat Bushs Krieg gegen den Terror gebracht?
Zusätzliche Gefahren für alle, eine Schwächung der UN und schreckliche Zustände im Irak und im gesamten Nahen Osten. Auch die Israel-Palästina-Frage wird durch ständig wachsenden Hass auf beiden Seiten immer weniger lösbar.
Herta Däubler-Gmelin, 63, war von 1998 bis 2002 Bundesjustizministerin