■ Querspalte: Herr Joo, die Laus und Elvis
Der Chemie-Nobelpreis geht nächstes Jahr – wir insistieren! – an den südkoreanischen Läuseforscher Lee Han Joo. Der Mann hat in seiner Pfirsichplantage wahrhaft Großes vollbracht. BASF-Bayer- Hoechst liegen im Koma. Die Geschichte der Läusepopulationen, der Rockmusik, der Pfirsichfrucht und der Pestizide muß vollständig neu geschrieben werden.
Der Reihe nach: Herr Joo nahm 30 Läuse. Er setzte sie auf seinen Pfirsichbaum. Er legte Rock 'n' Roll in den CD- Spieler. Er stellte die Boxen unter den Pfirsichbaum. Er beschallte Baum und Laus „ununterbrochen“ (dpa). Acht Tage später zählte er die Läuse. Es waren 100 Exemplare. Herr Joo nahm wieder 30 Läuse. Setzte sie wieder auf seinen Pfirsichbaum. Doch diesmal blieben die Boxen stumm. Acht Tage später zählte Joo die Läuse. Es waren 450 Exemplare! Das Experiment hat die Pfirsich-Laus-Fachkraft inzwischen mit tausend krabbelnden Unterarten wiederholt. Und immer dasselbe: Ohne Rock 'n' Roll setzt es die vier- bis fünffache Vermehrungsrate!
Die Stille also als Kopulationsstimulans? Fruchtbar durch Null-Emissionen? In der Ruhe liegt die Kraft? I wo! Andersrum: Rock 'n' Roll als neues Stumpf-und- Stiel-Pestizid, Chuck Berry, der Mikroben-Töter. Bringst du Elvis auf die Äcker, wird die Ernte reich und lecker. Mit Deep Purple in den Wald, macht jeden Borkenkäfer kalt.
Noch komponiert Herr Joo an seinem Mischpult den endgültigen DDT-Sound für seine Plantage. Bißchen Black Sabbath vielleicht, paar Takte tödliche Scorpions und als finaler Vermehrungsblocker Michael Jackson unverdünnt. Oder lieber gleich die Heavy-Metall-Jungs von Mega Death als röhrendes Akustik-Nahpalm. Zur Sicherheit noch eine Prise voll abbaubares Bochumer Bio-Gift hinterdrein: Grönemeyer. In jedem Fall aber: Lauschgift statt Rauschgift.
Herr Joo, wir danken Ihnen. Noch eine Frage vielleicht. Wie viele Läuse würden eigentlich Peter Alexander bei vollem Bewußtsein überleben?
Manfred Kriener
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