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■ Heretics
Wie lautete noch gleich das totsichere Weirdness-Rezept für scharfen Gitarreneintopf? Als Grundlage ein Hinweis auf den Geist von Iggy und MC5 (obligatorisch), was irgendwie krank und hart-drauf bedeutet. Das schafft das nötige Image. Dann als Beigabe der Verweis auf Brüder der Jetztzeit, die in ähnlicher Tradition stehen und wichtige Eckpfeiler des Rock am Beginn der 90er darstellen, etwa Bullett Lavolta oder Soul Asylum. Zur Geschmacksabrundung muß dann die Vorliebe für ergreifende Melodien hervorgehoben werden, so daß die richtige Mischung aus Gefühl und Härte rüberkommt. Dann braucht man nur noch zu spielen und zu hören, ob alles richtig durchgekocht ist und Lust auf Nachschlag macht.
Bei den Heretics aus Pittsburgh, PA, haut die schon so oft versuchte Komposition der Zutaten voll hin. Die ungestümen Jungs blecken die Zähne, gucken cool bis böse und lassen dampf ab in meist kurzen, auf den Punkt gespielten Songs mit Gröhlrefrains und Breitseit-Soli. In manchen Momenten ist dies so pöbelig und rotzig wie die Hits der Hard-Ons. Doch die Heretics wollen keine Comic-Punks sein, sondern sehen sich als wilde Rocker, die auch schon mal ein philosophischer Anflug überkommt. Erkenntnisse wie »Das Leben ist ein Lehrer, der einen zum Wahnsinn treibt« gehören dann natürlich in leisere Songs verpaxkt, damit's ein wenig ernster wirkt.
Aber diese Elemante bilden nur ein (angenehme) Seitenlinie im Schaffen der Heretics. Sie wollen schließlich respektlos an einigen lahmarschig gewordenen Kollegen vorbeiziehen. Wen sie auch immer damit meinen, auf der Überholspur befinden sie sich bei 80% der Fahrzeit, aber die ist nicht sehr lang. Die Heretics klingen weder neu noch innovativ, kommen dafür äußerst forsch und bewahren sich eine interne Reibung, die aufhorchen läßt. Zudem ist es wirklich ketzerhaft, sich an Creams »White Room« zu versuchen, und den Song dann wider Erwarten bravourös zu meistern: frech, aber nicht blöd. (ab 21 Uhr im Ecstasy) Schwalbe
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