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■ SoundcheckHerbert Grönemeyer / Pucho ans his Latin Soul Brothers

Gehört: Herbert Grönemeyer. Meine Faust will in sein Gesicht, und darf nicht und darf - naja verkneifen wir uns das, so schlimm war's dann doch nicht. Zwar schepperte der Alstertal-Sound bei Herbert Grönemeyers Konzert derart unkontrolliert durch die Sporthalle, daß die Feuerzeuge nur so flackerten. Aber soll man etwa nur meckern, wenn zwei Stunden lang echter Bochumer Schweiß ins Handtuch gepreßt wird und 7.000 Zuhörer Mühe haben, gegen ihren zappeligen Helden anzugröhlen? Und es trotzdem schaffen, alle Texte mitzusingen? Nein, nein, da bleibt die Faust, zumal wenn man soundso ganz hinten steht, lieber in der Tasche. Und wenn Herbie dann auch noch die Flugzeuge in seinem Bauch kreisen läßt und die Narben der letzten Teenie-Romanze zu schmerzen beginnen. Soll man ihm dann noch böse sein, ihm und dem VFL, der uns mit seinen ungelenken Doppelpaßversuchen jahrelang die Sportschau selig verdorben hat? Ach nö, wir öffnen die Faust und sehen ein, daß es sich bei Grönemeyers Chaos-Tour um eine recht laute Form der Vergangenheitsbewältigung handelt.nnnnnnuex nnnFoto: Jörg-Martin Schulze

Heute abend: Pucho and his Latin Soul Brothers. Gütig schaut er über seine Felle, ein Grinsen der Vertrauensklasse in den Mundwinkeln und weiß, daß er neuerdings wieder ein echtes Vorbild ist. Denn im Dancefloor griffen diverse Riff-Diebe auf Puchos Beats zurück und führten so die US-amerikanische Spielart lateinamerikanischer Musik zurück an die schwitzenden Massen. Da Samples selten Register mit sich führen, blieb Pucho, der Harlemer Latin-Boy, ein Schatzkästchen für Insider und in Ehren grau gewordene Jazz-Liebhaber. Seit zwei Jahren wird Pucho, der musikalisch bei Joe Panama groß geworden ist, bis er schließlich dessen komplette Band übernahm und sie Latin Soul Brothers nannte, auch wieder in der Welt herumgereicht. In einer siebenköpfigen Besetzung wird der 55jährige einen Querschnitt durch sein Schaffen bringen. ntlb

Mojo-Club, 21 Uhr

Außerdem: Die stilvolle Halbstar-Band Gutterball rockt in der Fabrik, 21 Uhr.

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