■ Kommentar: Henne ohne Ei
Beim Spagat hat sich schon so mancher beide Beine gebrochen; der Versuch, gleichzeitg anders und doch wie die anderen sein zu wollen, ist auch bei den Grauen gescheitert. Keine „richtige Partei“, sondern Statt Partei wollten sie sein. Trotzdem eine Parteidisziplin einzuführen, war die Quadratur des Kreises. Ein Markus Wegner, dessen Lebensinhalt Widerworte sind, hatte seine eigenes Querulanten-Forum nicht gegründet, um sich an Absprachen halten zu müssen.
Lange haben beide Seiten rumgezappelt, gedroht und sich im Grunde ihrer Sache sicher gefühlt. Sich von Scheelhaase als „Verwaltungsangestellten“ statt Politiker beschimpfen zu lassen, hat Reichert bestimmt schon lange gestunken. Andererseits war es ziemlich schäbig, Wegner als Kandidaten für den Verfassungs-Ausschuß fallen zu lassen. Keiner läßt sich gern sein Lieblingsspielzeug wegnehmen. Jedenfalls nicht, ohne dem Kontrahenten den Kampf anzusagen.
Der Preis der Rechthaberei ist hoch: nämlich eine politische Todeserklärung – dabei war Voscherau gar nicht zugegen. Statt sich am Kooperationspartner SPD die Zähne auszubeißen, um ein vernünftiges Wahlrecht und Haushaltsschwerpunkte durchzusetzen, steht die Statt Partei jetzt zahnlos da. Damit bekommt die SPD einen noch bequemeren Regierungspartner. Denn die paar Minütchen Statt-Gerede-Recht kann die SPD getrost als Pinkelpause nutzen.
Wer nun wessen Ende verschuldet hat, bleibt im Ergebnis belanglos. Wegner hat die Statt Partei gegründet und ist schon wieder parteilos: Eine aufgeregte Henne ohne Ei. Silke Mertins
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