: Heller hätte das Zeug gehabt
Betr.: „Aufstand der Kultur gegen die Politik“, taz bremen vom 23. April 2005
Ich vermute sehr stark, dass Carmen Emigholz die alten Zeiten wieder herbei sitzen will. Gelder werden ohne Konzept, so ganz unambitioniert mit der Gießkanne verteilt. Alle halten das Maul, weil sie irgendwie ein bisschen von dem Kuchen abbekommen; bewegen tut sich rein gar nichts. Zu feige ist die Politik, auf Kultur als Entwicklungsfaktor zu setzten. Stattdessen verwaltet man weiter die Investitionsruinen mit haarsträubend mittelmäßigem Programm und schiebt den duften Henning nach vorne (der allerdings nach dem Kanzlerbrief auch nicht mehr hermacht, als ein uralter, abgegrabbelter Teddy). Zu feige ist die Politik, auf Kultur als Entwicklungsfaktor zu setzten. Martin Heller hat einmal mehr den Unterschied zwischen Kulturverwaltung und Kulturkatalysator deutlich gemacht. An seiner Seite wäre man doch durch ganz schwierige Zeiten gegangen. Besonders auch deshalb, weil mit ihm Kultur und ihre Macher in Bremen das erste Mal die Wertschätzung bekommen haben, die sie verdienen. Da liegt doch der Schlüssel zu vertrauensvoller Zusammenarbeit, Inspiration, Durchhaltevermögen. Heller hätte das Zeug gehabt, auch mit wenig Geld, eine Atmosphäre zu schaffen, in der es wächst und gedeiht, ohne dass ständig wertvolle Energie für Schadensbegrenzung aufgewendet werden muss. Ich bin dafür, dass wir die Politiker in Gänze entlassen. Stattdessen schreiben wir wichtige zu besetzende Positionen an inspirierte, parteilose, kompetente Profis aus. Carmen Emigholz hat zudem gezeigt, dass langjährige Erfahrung in Amt und Würden rein gar nichts bedeutet.
CLAUDIA WITTROCK, Bremen