■ Standbild: Heldentod
„Bella Block“, Freitag 20.40 Uhr, arte
Der Fall ist tragisch: Das zweite Mal in diesem Jahr muß eine Heldin mit liebgewonnenen Marotten zu Grabe getragen werden. Bereits im Oktober war das erste Opfer in der ARD zu beklagen: Anna Marx, die Klatschkolumnistin der Krimiautorin Christine Grän, wurde in der Serie „Auf eigene Gefahr“ von Carola Thekla Wied mutwillig zu Grunde gerichtet.
Der zweite Mord ereignete sich am vergangenen Freitag auf ähnliche Weise. Diesmal traf es die Kommissarin Bella Block. Verraten und verkauft an das ZDF von ihrer Krimiautorin Doris Gercke, wurde auch sie dahingemeuchelt von ihrem Regisseur Max Färberböck und der Hauptdarstellerin Hannelore Hoger.
In der Romanvorlage „Weinschröter, du mußt hängen“ verachtet Bella Block mackerhafte Männer, vor allem wenn es Kollegen sind, säuft Whiskey mit Orangensaft wie andere Frauen ihres Alters Kaffee mit Süßstoff und rezitiert Gedichte ihres russischen Großvaters. Dabei bleibt die Heldin stets erfrischend unsentimental, zeigt aber weibliches Gespür.
Übriggeblieben von dieser Bella Block sind ihr Alter (über 50), ihre „Problemzonen“ und ein paar freche Texte in einem zugegeben spannenden Fernsehkrimi. Mit der Romanvorlage, in dessen Mittelpunkt die Rache einer vergewaltigten Frau steht, hat der arte-Pilotfilm allerdings kaum noch etwas gemein.
Das Verbrechen ereilt die Kommissarin zufällig im Urlaub auf dem Lande. Ihr Nachbar, Bauer Werner Petersen, läuft wild um sich schießend Amok, bis ihn Bella Block mit fünf Kugeln in der Brust darniederstreckt. Mit zornigen Fragen löst die Urlauberin den Fall: Das halbe Dorf ist in die Sache verstrickt. Filz, Millionenbetrug und Inzest haben Petersen zu seiner Verzweiflungstat getrieben.
Verläßlich ignorant der Vorlage gegenüber, bleibt Hannelore Hoger stets Hannelore Hoger, besonders wenn die Betroffenheit Tränen fließen läßt. Auch der allzu mütterliche Zug, die davonlaufende Tochter Lissy Petersen mit den Worten „Ich brauch' dich“ vom Acker zu holen, erinnert eher an ihre letzte große Rolle als Mäzenin Cerphal in „Die zweite Heimat“. Und warum Bella Block am Ende der Verfilmung unvermittelt ihren Dienst quittiert, ist für lesefaule Fernsehzuschauer dann kaum noch zu verstehen. Da müßte man das Buch schon gelesen haben. Caroline Schmidt-Gross
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