BONN APART: Heldentaten und Kanzlerscherze
■ Weshalb wir Grüne brauchen, Helmut Kohl aber nicht
Was täten sie, die BürgerInnen Niedersachsens, nur ohne ihre Grünen in der Landesregierung? Zum Beispiel ohne Jürgen Trittin, den Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten? Erst vor kurzem konnte der sich per Presseerklärung rühmen, etwa dies erkämpft zu haben: „Der Landeskreis Helmstedt wird sein Kfz- Kennzeichen ,HE‘ behalten!“ Hintergrund der Heldentat: Die StadtvertreterInnen von Halle im neuen Bundesland Sachsen-Anhalt hatten Helmstedt das „HE“ streitig gemacht, da „HAL“ einer größeren Stadt wie Halle nicht angemessen sei. Trittin aber, in vollem landmännischem Bewußtsein, hielt eisern an „HE“ fest und konnte sich „zufrieden“ äußern, daß drum kein Land im Bundesrat gefordert hatte, Helmstedt das „HE“ wegzunehmen.
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Ha, ha, ha, das wird Innenminister Schäuble aber lustig gefunden haben, wie der Kanzler ihn jüngst neckte. Es war aber auch zu komisch: Da marschierte Helmut Kohl kurz vor Beginn einer Sitzung in den CDU/CSU-Fraktionssaal. Um ihn zu begrüßen, beugte sich der seit einem Attentat gelähmte Wolfgang Schäuble leicht in seinem Rollstuhl vor. „Bleib sitzen, Wolfgang“, dröhnte Helmut Kohl, als er das sah, und klappste dem Innenminister auf den Rücken. „Ich kann auch nicht anders“, erwiderte sein Parteifreund. Daraufhin der Kanzler: „Ich weiß, es sollte ja nur ein Scherz sein.“
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Nicht scherzhaft gemeint war, was CSU-Chef und Finanzminister Waigel jüngst während eines Koalitionsgerangels Otto Graf Lambsdorff zurief, der im zweiten Weltkrieg ein Bein verloren hat: „Ich hab' sie wohl auf dem falschen Fuß erwischt.“ Lambsdorff, anders als Schäuble an solcherlei Taktlosigkeiten gewöhnt, konterte prompt: „Welchen meinen Sie denn?“ Ferdos Forudastan
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