piwik no script img

Hektik beim Stromverbund

Berlin. Die erheblichen Bedenken im Senat gegen die neuen Planungen der Bewag zur Anbindung Gesamt- Berlins an das westeuropäische Stromverbundnetz lassen das Unternehmen offenbar herzlich gleichgültig. Wie Wirtschaftsstaatssekretär Rommerskirchen im Umweltausschuß des Abgeordnetenhauses bekanntgab, will der Bewag-Aufsichtsrat schon am 22. Oktober die Gelder für den Trassenbau durch das Spandauer Stadtgebiet freigeben. Zu diesem Termin sollen Untersuchungsergebnisse vorliegen, die es dem Gremium erlauben, zwischen den zwei in Frage kommenden Varianten einer Verkabelung zu entscheiden. Wegen der ökologischen Risiken hatte der Senat, abgesehen von einem etwa 1,1 Kilometer langen Stück ab der Stadtgrenze, eine unterirdische Verkabelung empfohlen. Er schlug vor, das Kabel entlang der Niederneuendorfer Allee, nach Unterquerung der Havel an der Rhenaniastraße und weiter durch den Stadtteil Haselhorst bis zur Nonnendammallee/Ecke Motardstraße zu verlegen. Die Alternative ist eine unterirdische Trassenführung bis zum Falkenseer Platz im Spandauer Zentrum und von dort ebenfalls zur Nonnendammallee.

Nach dem Aufsichtsratsvotum erwarte man vom Senat eine »zügige« Erteilung der entsprechenden Baugenehmigungen, so Bewag-Sprecher Möller. Bei einer auf zwei Jahre veranschlagten Bauzeit könnte Berlin dann schon im Winterhalbjahr 1993/94 auf Verbundstrom zurückgreifen.

Laut Staatssekretär Rommerskirchen werden bereits in einigen Tagen zwei Bewag-Gutachten zur möglichen Verbindung der Stromversorgungsnetze von Ost- und West-Berlin durch ein 380-kV-Ölkabel quer durch das Stadtzentrum vorliegen. Anhand dieser Gutachten wolle sich die Arbeitsgruppe Energie von Senat und Magistrat rechtzeitig vor der Aufsichtsratssitzung noch einmal mit der Kabelführung befassen, sagte Rommerskirchen.

Besonders der umweltpolitische Sprecher der AL, Berger, kritisierte dieses Vorhaben scharf. Es sei »unmöglich«, wenn der Senat sich bei einer so wichtigen Entscheidung von parteiischen Gutachten der Bewag abhängig mache, sagte Berger. thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen