■ Querspalte: Heim im Wahn
Vielleicht war es ja doch der CIA. Die Gerüchte wollten nie ganz verstummen, daß die amerikanische Regierung ihre Gegner mit Drogen unschädlich machte. Allmählich erst kommt heraus, daß unter den Achtundsechzigern eine dem Creutzfeldt-Jakob-Syndrom benachbarte Wahnkrankheit grassiert. Warum sonst würden sie gar so eifrig bei der FAZ an der Tür kratzen, um dann wie Ulrich Raulff herzzerreißend drüber zu weinen, daß sie damals vor Verdun nicht auch ein kleines bißchen Blut vergießen durften?
Sind die CIA-Drogen schuld an diesem Wahnsinn? Weitere Fälle von Achtundsechzigern, die heim ins Reich ihrer weltmachtsüchtigen Großväter gefunden haben, werden derzeit untersucht. Thomas Schmid zum Beispiel wurde dabei beobachtet, wie er die Füße der Uta von Naumburg mit seinen heißen Tränen netzte und um Vergebung bat für seine links-libertäre Vergangenheit. Ins Kloster kann man heute nach einer solchen Erweckung nicht mehr gehen, also geht man zur Zeitung. Schmid ging noch weiter, von der Berliner Wochen- zur Hamburger Morgenpost und verkündigt dort, daß er stolz darauf sei, ein Deutscher zu sein. Endlich kann er seine „Gedanken zum Umgang mit der deutschen Sprache“ loswerden und konjunktivschwach die Konjunktivschwäche deutscher Autoren geißeln.
Für eine einzige Oster-Ausgabe der Morgenpost war das dem Spätheimkehrer allerdings noch zuwenig bovomorpher Veitstanz. Schmid findet es deshalb ganz, ganz schlimm, daß Schliemanns Schatz des Priamos nur in Moskau ausgestellt wird. „Auch wir wollen das Gold in Augenschein nehmen“, sagt der großdeutsche Schmid, „also, wer holt das Gold nach Hamburg?“ Meint der Mann das ernst? Reitet unser Hoch- und Deutschmeister, Cornet Thomas Schmid, tapfer voran, um dem bösen Russ' den Schatz aus der Hand zu winden? Werden ihn Ernst Mosch und seine Original Egerländer mit klingendem Spiel begleiten? Fragen über Fragen. Achtundsechzig, die Drogen und der CIA. Was macht eigentlich Oliver Stone? Willi Winkler
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