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Archiv-Artikel

Heftige Abschreckung

PROZESS Mann schoss auf seinen Enkel, weil er angeblich einen Umzug in ein Obdachlosenheim fürchtete

Nach den Schüssen auf seinen Enkel hat ein 60 Jahre alter Mann im Prozess eine Tötungsabsicht bestritten. Er habe niemals jemanden umbringen wollen, sagte der Mann am Dienstag vor dem Landgericht Berlin. Er habe den 20-Jährigen mit der Waffe nur „abschrecken“ wollen. Er habe vermutet, dass er von der Familie in ein Obdachlosenheim abgeschoben werden sollte.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 60-Jährigen versuchten Mord vor. Im Juli vergangenen Jahres soll er auf seinen Enkel geschossen haben, als dieser die Wohnung in Rudow betrat, um dem Großvater beim Umzug zu helfen. Der 20-Jährige erlitt einen Steckschuss im Oberarm und musste im Krankenhaus behandelt werden. Bei der Wohnungsdurchsuchung stieß die Polizei auf ein Waffenarsenal. Fünf Pistolen und Revolver nebst Munition wurden sichergestellt.

Der Angeklagte hatte mit seiner Tochter, deren Mann und Sohn in einem Einfamilienhaus gelebt. Nach Aussage des 60-Jährigen war der Umzug geplant, weil die Familie wegen anstehender Reparaturen das Haus nicht mehr finanzieren konnte. Er habe sich vergeblich um eine neue Wohnung bemüht, sagte er. Auf seine Nachfragen, wo die Familie ihn unterbringen wolle, habe er nie eine Antwort erhalten. Daher habe er vermutet, dass sie ihn in ein Obdachlosenheim „abschieben“ wollte.

Der Prozess ergab, dass der Angeklagte damals häufig betrunken war, seine Wohnung verkommen ließ und keine Hilfe annahm. (dapd)