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Hebron war schon vor 30 Jahren nicht frei

■ betr.: „Hebron nach 30 Jahren frei“, taz vom 18. 1. 97

Überschriften müssen wohl plakativ sein. Sie sollten aber nicht falsch sein. Hebron war schon vor 30 Jahren nicht „frei“. Dessen palästinensische Bewohner wurden seinerzeit nämlich vom jordanischen Feudalherren König Hussein diktatorisch regiert.

Die Bewohner von Hebron sind auch heute nicht „frei“. Nicht „frei“ in dem Sinn, als die israelische Armee im Altstadtbereich weiter israelische Siedler schützt und bewacht und sich dort also weiter aufhält. Sie sind auch nicht „frei“ in dem Sinn, als die PLO, deren Achtung der Menschenrechte bekanntermaßen sprichwörtlich ist, jetzt im überwiegenden Teil des Stadtgebietes von Hebron die Gewalt ausübt.

Soll heißen: Freiheit drückt sich nicht durch die jeweilige nationale Herrschaft aus, sondern durch die Möglichkeiten und Rechte der Individuen. Es ist ein Rückschritt und bezeichnend für den Zustand der Welt, daß der Begriff der Freiheit nur noch als nationale Kategorie gedacht wird. Thomas Kieseritzky,

Frankfurt/Main

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