Haushaltsdebatte mit Henning Scherf : Der große Schweiger
Die offizielle Terminliste des Senats sah für den Regierungschef dieses kleinen Bundeslandes am Dienstag den ganzen Tag über nur ein einziges wichtiges Event vor: „10 Uhr. Bürgermeister Dr. Scherf und die Mitglieder des Senats nehmen an der Sitzung der Bremischen Bürgerschaft – Landtag – teil“. Tatsächlich wohnte Bremens Bürgermeister der Haushaltsdebatte im Landesparlament auch bei, jedenfalls zeitweise. Allein: Er trat nicht ans Rednerpult. Den ganzen Tag nicht.
Kein Wort vom sonst eigentlich nicht übertrieben schüchternen SPD-Promi über den Stand der für Bremen existenziellen Verhandlungen mit dem Duz-Genossen Gerd Schröder in Sachen „Kanzlerbrief“-Millionen. Es ging immerhin um den Bremischen Doppelhaushalt 2004/05, der nach langem Hängen und heftigem Würgen in letzter Lesung durchdiskutiert und verabschiedet wurde – notabene stand auch der Haushalt des Justizsenators auf der Tagesordnung. Dessen Name: Henning Scherf.
In der sich doch irgendwie langsam hereinbrechenden Dämmerung der Ära Scherf scheint sich das große Schweigen immer mehr auszubreiten. Kanzlerbrief? Besser kein Kommentar, allenfalls Raunen. Gedenkt der Herr in zwei Monaten abzutreten oder in fünf, oder tritt er gar noch einmal an? Ratet mal schön.
In der Umgebung Scherfs reagierte man auf die Frage, wieso der Bürgermeister den ganzen Tag über den Mund nicht aufgemacht hat, verwundert: Außergewöhnlich wäre es doch nur gewesen, heißt es, wenn Scherf in der Debatte zu seinem Regierungsetat geredet hätte. Markus Jox