: Hauptstadtfrage
Nachdem der in Rhöndorf wohnende erste Kanzler Adenauer durch mancherlei Ränke das verträumte Städtchen Bonn direkt vor seiner Haustüre als provisorische Hauptstadt durchsetzen konnte, erklärte bereits am 30.September 1949 der Bundestag vor aller Welt, daß nach dem Willen des deutschen Volkes Berlin die Hauptstadt sein soll. Am 5.Januar 1959 forderte die Bundesregierung in einer Note an die Sowjetregierung, daß Berlin wieder seine historische Rolle übernimmt, Hauptstadt eines wiedervereinigten deutschen Staates zu sein. Am 11.Januar 1960 sagte der damalige Bürgermeister von Berlin Willy Brandt (SPD): Jedes Kind weiß, daß Berlin zu Deutschland gehört und seine Hauptstadt ist, die Hauptstadt des völkerrechtlich nicht untergegangenen deutschen Staates. Wiederholte Male sprach sich der ehemalige Bundeskanzler Schmidt (SPD) für Berlin als Regierungssitz aus. Als die Vereinigung von West- und Mitteldeutschland vielen ferner schien als der Mond, da konnte Bonns Oberbürgermeister Daniels noch im Juni 1989 Sowjetchef Gorbatschow ins Gesicht lügen, Bonn sehe er nur als Provisorium, bis Berlin wieder seine zentrale Rolle als Hauptstadt übernehmen könne. Die maßgeblichen politischen Meinungsbildner Deutschlands: Kohl, Brandt, Vogel, von Weizsäcker, Genscher, Schäuble, Engholm und viele andere sind jetzt geschlossen für den Regierungssitz Berlin, der Zug ist in Bewegung.
[...] Für Bonn sprechen Bequemlichkeit, Trägheit und Oma ihr klein Häuschen. Das skandalöse Unverständnis vieler westdeutscher Politiker für die Not der Ostdeutschen hängt ursächlich damit zusammen, daß diese Politiker es in Bonn so schön und gemütlich finden. Völlig vergessen haben sie, daß in Berlin, der größten Industrie-Arbeiter und Kulturstadt des Landes das Herz Deutschlands schlägt. Alois Holl, Merzig
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