Hauptstadtflughafen: Schönefeld soll Willy Brandt heißen
International soll der neue Hauptstadtflughafen "Berlin Brandenburg Airport" heißen. Der Beiname soll aber an den früheren Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden erinnern.
BERLIN dpa | Der künftige Hauptstadtflughafen in Schönefeld bei Berlin wird nach dem früheren Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt benannt. Diesen Beinamen beschloss der Aufsichtsrat am Freitag, wie die Flughafengesellschaft mitteilte. Offiziell soll der Airport nach seiner für Ende Oktober 2011 geplanten Eröffnung unter dem Namen "Flughafen Berlin Brandenburg" firmieren. Für die internationale Vermarktung wird der Name "Berlin Brandenburg Airport" eingeführt.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hatte 2004 als erster vorgeschlagen, den künftigen Großflughafen nach Willy Brandt (1913-1992) zu benennen. Brandt war von 1969 bis 1974 Kanzler und zuvor von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister von Berlin.
Für seine Versöhnungspolitik erhielt er 1971 den Friedensnobelpreis. Brandt führte die SPD nach 17 Oppositionsjahren 1966 in die Große Koalition mit der CDU. Drei Jahre später wurde er in einem Bündnis mit der FDP Bundeskanzler. 1972 erzielte die SPD unter Brandt ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl (45,8 Prozent).
Wegen der Guillaume-Spionage-Affäre trat er 1974 als Kanzler zurück. 23 Jahre lang, bis 1987, war Brandt Vorsitzender seiner Partei. Bis kurz vor seinem Tod 1992 war er Präsident der Sozialistischen Internationalen.
Brandt kam 1913 in Lübeck als unehelicher Sohn einer Verkäuferin zur Welt. Mit 16 Jahren trat er in die SPD ein. Nach der Machtergreifung Hitlers emigrierte er 1933 nach Norwegen und kämpfte an verschiedenen Orten im Untergrund gegen den Nationalsozialismus. Eine steile Parteikarriere führte Brandt 1957 auf den Sessel des Regierenden Bürgermeisters von West-Berlin.
Während Brandt mit der sozialliberalen Koalition innenpolitisch "Mehr Demokratie wagen" wollte, setzte er außenpolitisch auf Entspannung mit dem Osten. Das Gewaltverzichtsabkommen mit Moskau und der Warschauer Vertrag bildeten die Grundlagen zur Aussöhnung mit der UdSSR und Polen. Die Bilder von Brandts Kniefall am Mahnmal für die im Warschauer Ghetto ermordeten Juden gingen um die ganze Welt.
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