: Hauptfeind sorgt für Einheit
■ Islamische Außenministerkonferenz solidarisch mit den Palästinensern / Afghanische Mudjahedin wollen aufgenomen werden / Weiterer Friedensappell zum Golfkrieg zu erwarten
Aus Manama William Hart
Eine „Sitzung islamischer Solidarität mit dem Aufstand des palästinensischen Volkes“ soll das Außenminister–Treffen der Islamischen Konferenz vom Montag bis zum Freitag in der jordanischen Hauptstadt Amman werden. Delegationen von 45 islamischen Staaten und der PLO wollen neben der Situation in den besetzten Gebieten schwerpunktmäßig auch die Lage in Afghanistan und im Golfkrieg debattieren. Selten wurde der Zusammenhang dieser drei großen Krisen der Regionen so deutlich wie in den Tagen vor der Konferenz. Mit der Ankündigung, auch ohne Erfolg der Genfer Friedensverhandlungen die Truppen aus Afghanistan abzuziehen, ist die Sowjetunion einer Verurteilung in Amman zuvorgekommen. Meisterleistung der Kreml–Diplomatie wäre, wenn in einer Konferenzresolution der Abzug begrüßt würde, wie es dem jordanischen König Hussaein vorschwebt. Die Mudjahedin, die mit einer Exil– Regierung den Platz des Kabuler Regimes einnehmen wollen, sagten,“wir haben eine Übergangsregierung gebildet und wir hoffen, die Konferenz wird uns als alleinige rechtmäßige Vertreter des afghanischen Volkes anerkennen“. Der jordanische König wird dies jedoch zu verhindern wissen. Ein Entgegenkommen in der Afghanistan–Frage soll Moskau mit Druck auf die PLO beantworten, bei einer internationalen Nahost–Friedenskonfernz doch eine gemeinsame Delegation mit Jordanien zu bilden. Der König hat am vergangenen Freitag seinen Ministerpräsidenten Rifai nach Moskau geschickt, um den Handel einzufädeln. Mit den Konzessionen bei der Afghanistan–Frage soll zusätzlich sowjetischer Druck auf Iran sichergestellt werden, den Krieg endlich zu beenden. Spannend ist nun, ob dieser Deal in den kommenden Tagen reibungslos über die Bühne gebracht werden kann. Hatte der Generalsekretär der Arabischen Liga Sharifuddin Pirzada bei seiner Ankunft in Amman am Freitag noch gefordert, die PLO solle bei einer internationalen Konferenz gleichberechtigt vertreten sein, so wiederholte er dieses Ansinnen am Wochenende nicht mehr. Eine weitere Meisterleistung von Hintergrundregie dürfte sein, daß der Shultz–Plan in Amman nicht besprochen wird. Die Forderung nach einer Internationalen Konferenz wird die kommenden Tage prägen, Solidarität wird zur Formel verkommen. Bei den Bewohnern der besetzten Gebiete dürfte der Enttäuschung über fehlende arabische Solidarität nun die Verbitterung über die Islamische Konferenz folgen.
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