: Hau-Ruck mit Dialog
Niedersachsen will gemeinsam mit den Uni-Rektoren 40 Millionen Euro einsparen. Standorte angeblich nicht, aber 1.000 Hochschul-Jobs in Gefahr
aus HannoverKAI SCHÖNEBERG
Wer nicht mehr weiter weiß, gründet einen Arbeitskreis. Danach verfährt jetzt auch Nieder-sachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU). Nach einem offensichtlich nicht nur von Sonnenschein begleiteten Gespräch mit den Hochschulrektoren des Landes kündigte er an, die Unis dürften jetzt beim Sparen mitentscheiden. „Im Dialog“ will Stratmann mit den Unis ein „Optimierungskonzept“ erarbeiten, wie Kürzungen vorgenommen werden sollen. Standorte seien nicht in Gefahr, versicherte Stratmann. Allerdings könne er „keine Ewigkeitsgarantie abgeben.“ Der Landesrechnungshof hatte bereits gefordert, die Hochschule in Vechta zu schließen.
Die Universitäten könnten die für 2004 geforderten Kürzungen von 40,6 Millionen Euro kurzfristig nicht erbringen, betonte der Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz (LHK), Ludwig Schätzl. Aufgabe der Hochschulen sei es jedoch, „Fächer neu zu strukturieren und Profile zu bilden“. Überschneidungen an einzelnen Unis müssten abgebaut werden. Die Hochschul-Präsidenten würden sich im August darüber Gedanken machen, wie die Hochschullandschaft neu gestaltet werden könne. Es habe bereits Gespräche mit den Universitäten in Braunschweig und Clausthal gegeben. „Auch an der Universität Göttingen gibt es Bereiche, die sich mit der Universität Hannover überschneiden“, sagte der LHK-Vorsitzende. Es komme jetzt darauf an, ein Konzept zu entwickeln, dass Kosten spart, die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Hochschulen trotzdem sichere. Allerdings: Entscheidungen seien „noch nicht getroffen.“
„Auf Grund der Höhe der geplanten Streichungen und der Kurzfristigkeit ihrer Umsetzung haben die Hochschulen keine Chance, darauf mit qualitativen Strukturreformen zu reagieren“, kritisierte die hochschulpolitische Sprecherin der SPD, Gabriela Andrietta. Die Grünen mäkelten, ein Großteil der Sparmaßnahmen solle nach der Rasenmäher-Methode erbracht werden. Gute und schlechte Institute an den Hochschulen müßten „gleichermaßen bluten, um die geforderten Einsparungen im Haushalt zu erbringen“ erklärte Finanzexperte Stefan Wenzel. Der Rest solle wohl während der Sommerferien nach der „Hau Ruck“-Methode eingefahren werden. Während die Gewerkschaft Verdi durch die Kürzungen 1.000 Hochschulstellen in Gefahr sieht, will der Fachschaftsrat Jura der Uni Hannover Proteste gegen eine mögliche Schließung des Bereichs protestieren. Für heute kündigte der AStA eine Uni-Vollversammlung an.