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Haß ist ein starkes Wort

■ Das olympische Duell USA–Kanada soll Frauen-Eishockey weltweit populär machen

Nagano (taz) – „Haß ist ein starkes Wort“, sagt Shannon Miller, „aber es ist eine intensive Rivalität.“ Die Trainerin der kanadischen Eishockey-Frauen spricht über das Verhältnis ihrer Spielerinnen zu denen der USA, das man mit Fug und Recht als gespannt bezeichnen kann. Wenn die beiden weltbesten Teams aufeinandertreffen, gibt es eine Kostprobe dessen, was viele für wahres Eishockey halten: harte Tacklings und kleine Raufereien. Zwar sagt US- Star Cammi Granato (26), daß es „die Schönheit des Spiels“ sei, die das Hockey der Frauen „so einzigartig“ mache, aber in ihren jungen Jahren haben die Nordamerikanerinnen gelernt, sich durchzusetzen.

Während es heute in Kanada schon 30.000 Mädchen gibt, die Eishockey betreiben – nicht zuletzt, weil der Bodycheck seit einigen Jahren verboten ist, wie Shannon Miller konstatiert –, spielten die meisten Angehörigen der aktuellen Nationalteams fast nur mit Jungs – und waren meist besser als diese. Am schwersten hatte es Cammi Granato, die in Chicago mit ihren älteren Brüdern dem Puck nachjagte, darunter der spätere NHL-Crack Tony Granato.

Allison Mleczko (22), die nebenher amerikanische Geschichte in Harvard studiert und allseits wegen ihrer Rauhbeinigkeit gefürchtet ist, erzählt, daß sie ganz selbstverständlich anstrebte, eines Tages bei den New York Rangers zu spielen, genau wie ihre männlichen Kollegen. Und Hayley Wickenheiser (19) aus Calgary dominierte ihre Altersgenossen bis ins Juniorenalter. Dann wurden diese robuster, während sie ihre Spielweise änderte, „mehr zum Gretzky-Stil hin“. Auch Cammi Granato setzt auf den Gretzky-Stil. „Es gibt große Finesse und eine Menge fundamentale Dinge des Spiels zu sehen, drum lieben es viele Puristen“, sagt die Torjägerin über ihren Sport und hofft, daß die erstmalige olympische Teilnahme gesteigertes Ansehen bringt. Eine weibliche NHL ist keine Utopie mehr, „in einigen Jahren“, so Wickenheiser, könnte es soweit sein.

Zumindest in Kanada sind die Voraussetzungen nicht schlecht. Etwa 6.000 Zuschauer kommen zu den Meisterschaftsspielen zwischen den Provinzen im März, und auf die Frage, ob denn die Eissprint-Weltmeisterin Catriona LeMay-Doan in der Heimat populärer sei als sie, antwortet Wickenheiser lächelnd: „Das glaube ich nicht.“ Mächtig untertrieben, korrigiert ein kanadischer Journalist: „Hayley ist viel berühmter.“ Zu den 13 Testspielen, die Kanada und die USA in den letzten zwei Monaten bestritten, kamen sogar bis zu 10.000 Zuschauer. Das Dauerduell endete 7:6 für die Kanadierinnen, die letztes Jahr auch das WM-Finale mit 4:3 nach Verlängerung gewonnen hatten.

Das Frauen-Eishockey sei in den letzten Jahren viel besser geworden, sagt Kanadas Torhüterin Manon Rheaume (25), die schon einmal ein kurzes Gastspiel in der NHL gab. Früher habe sie gegen europäische oder asiatische Teams vielleicht vier Schüsse von ganz weit weg halten müssen, „jetzt ist es richtiges Goalkeeping“. Natürlich dürfe man China, Schweden, Finnland und sogar Japan nicht leicht nehmen, betonen alle, aber im Grunde sind sie sich einig: Das Finale am 17. Februar wird Kanada–USA heißen. Diesmal mit anderem Ausgang, glaubt Cammi Granato: „Wir haben die Augen fest auf Gold gerichtet.“ Matti

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