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Hashimoto auf dem Weg nach oben

■ Japans Wirtschaftsminister übernimmt den Vorsitz der LDP

Tokio (taz) – Nach Jahren liberaler Regierungsführung kündigt sich in Japan ein Rechtsruck an, der der Tokioter Politik schon in kürzester Zeit schärfere nationale Konturen geben kann. Verkörpert wird die politische Wende durch den unaufhaltsamen Aufstieg von Wirtschaftsminister Ryutaro Hashimoto, der seit gestern als Japans kommender Premierminister gehandelt wird.

Der Durchbruch gelang Hashimoto am Montag auf Kosten des bisherigen Vorsitzenden der Liberaldemokratischen Partei (LDP), Yohei Kono. Kono hatte sein Amt unter dem Banner parteiinterner Reformen nach dem Machtverlust der LDP bei den Parlamentswahlen im Sommer 1993 übernommen. Ein Jahr später brachte er die LDP in einer Koalition mit den Sozialdemokraten zurück in die Regierung. Für die turnusgemäß im September anstehenden Wahlen zum LDP-Vorsitz bahnte sich in den letzten Tagen ein Zweikampf zwischen dem LDP-Liberalen Kono und dem LDP-Rechten Hashimoto an. Doch gestern warf Kono vorzeitig das Handtuch, nachdem sich eine Mehrheit für Hashimoto abgezeichnet hatte.

Für Hashimoto ist damit nicht nur der Weg zum LDP-Vorsitz geebnet. Als Führer der größten Regierungspartei dürfte er gute Chancen haben, alsbald die Regierungsführung selbst zu übernehmen. Nicht nur seine Popularität kommt ihm dabei zu Hilfe. Im Autohandelsstreit mit den USA hat er in diesem Jahr als Verhandlungschef einen der wichtigsten außenpolitischen Erfolge der letzten Zeit für Japan verbucht und damit das Image eines „Machers“ aufgebaut. Hashimoto wird deshalb zugetraut, daß er Japans Verhältnis zum Westen konfrontativer gestaltet. Georg Blume

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