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Harte Arbeit am Tasteninstrument

■ Der Pianist Nikolas Lahusen spielte Romantik und Klassik bei Radio Bremen

Der Redakteur Peter Schilbach kann sich freuen: Die Reihe „Auf schwarzen und auf weißen Tasten“ bei Radio Bremen hat sich durchgesetzt. Daß man an den jährlich fünf Klavierabenden die besten und interessantesten jungen PianistInnen hören kann, füllt einen ausdrücklichen Bedarf und damit fast so eine kleine Marktlücke im Konzertangebot.

Dabei hat allerdings die Präsentation von Klaviermusik auch etwas Selbstläuferhaftes – fast wie bei den Tenören – , denn selten genug, daß es einmal in sich stimmige Programme gibt oder daß ein Programm auch einmal qualifiziert getextet wird, anstatt in unsäglichen Lebensläufen Nullinformationen abzugeben. So wie jetzt die, daß die internationale Presse den Pianisten feiert und daß er demnächst einen Klavierabend in Wittlich geben wird (liegt in der Eifel und das weiß ich nur, weil meine Schwester da lebt).

Der zweite Pianist der diesjährigen Reihe hieß Niklaus Lahusen, in Bremen geboren und in Mexiko aufgewachsen. Er sprang ein für die erkrankte Anna Malikowa.

Im ausverkauften Sendesaal bot er ein technisch anspruchsvolles, aber inhaltlich beliebiges Programm nach dem Muster Klassik, Romantik und gemäßigte Moderne, über dessen Interpretationen man allerdings den ganzen Abend nicht so recht froh wurde. Franz Schuberts späten Klavierstück fehlte so manches: Durchsichtigkeit, Klangfarbe, Klarheit der Disposition. Stattdessen: viel Pedal, kaum Beachtung der winzigen harmonischen Nuancen, die Schubert immer wieder anbringt und damit immer andere Atmosphären schafft, und ein Eindruck von Hetzen ohne allerdings innerlich ein wirkliches Tempo zu haben. „Allegro assai“ wirkte hier betulich nett, anstatt die erforderliche fieberhafte Energie zu versprühen.

Dann der Brocken, die Sonate op. 57, später „Apassionata“ von Ludwig van Beethoven, 1805 entstanden und ein „Gipfelwerk des Jahrhundertbeginns“. Daß die Wiedergabe schweißtreibend ist, spricht noch nicht für ihre Bewältigung. Nikolaus Lahusen steckt noch viel zu sehr in einer Art technischen Ackerei, als daß es ihm möglich wäre, die extremen Gegensätze und Spannungen, die schier atemlosen Energieverlagerungen, das Aufbäumen dieser Musik darzustellen. Es gab immer wieder Ausnahmen, besonders der wunderbar verebbend gespielte Schluß des ersten Satzes ließ ahnen, daß in Lahusen mehr steckt, als an diesem Abend zu hören war.

Die Klavierstücke op. 119 von Joahnnes Brahms wirkten zum Teil überinterpretiert, so im ersten dissonanzgetränkten h-Moll Stück, in dem Lahusen gehäufte Ritardandi einbrachte, die nicht dastehen, beziehungsweise komponiert sind und so keiner zusätzlichen interpretatorischen Aktivität. Dann „Reißer“, Zugabestücke im Programm, aber auch nicht pfiffig und farbig genug gespielt: so der eher trockene „Tango“ von Igor Strawinski, oder das von Leonhard Bernatein arrangierte „El Salon Mexico“ von Aaron Copland.

Ute Schalz-Laurenze

Die Konzerte im Januar: am 13. spielt Ewa Kupciec Haydn, Szymanowski und Paderewski, am 20. Alfredo Perl mit vier Beethovensonaten und am 27. spielt Alexander Lonquich die beiden letzten Schubertsonaten.

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