: Harsche Kritik an Reagan
■ Irangate–Bericht wurde gestern vorgelegt / Reagan wird lasche Amtsführung vorgeworfen
Washington (ap) - Der US–Kongreß geht in seinem Bericht über die Untersuchung der Iran–Contra–Affäre mit Präsident Reagan hart ins Gericht. Ihm werde vor allem vorgeworfen, daß als Folge seiner laschen Amtsführung sich seine Mitarbeiter über Verfassung und Gesetze rücksichtslos hinweggesetzt hätten, verlautete am Mittwoch Stunden vor der Veröffentlichung des offiziellen Abschlußberichts der Untersuchungsausschüsse von Repräsentantenhaus und Senat. Rückschlüsse auf den Inhalt des Berichts waren ferner aufgrund eines Gegenberichts möglich, den republikanische Ausschußmitglieder bereits am Dienstag vorlegten. Dieser Bericht macht zwar ebenfalls Fehler Reagans und seiner Mitarbeiter aus, verwahrt sich aber entschieden gegen die Darstellung, daß die Regierung Gesetze ignoriert habe. Der Veröffentlichung der Berichte waren monatelange Anhörungen vor den Ausschüssen zur Iran–Contra–Affäre vorangegangen, bei der es um die geheime Lieferung amerikanischer Waffen an Iran und um die gesetzwidrige Abzweigung von Verkaufserlösen aus dem Geschäft an die Contras ging. Die Verfasser sollen Reagan beschuldigen, Geldquellen im Ausland genutzt zu haben, nachdem der Kongreß weitere Militärhilfe für die Contras gestoppt hatte. Die Antwort auf die Schlüsselfrage, ob Reagan von der Abzweigung der Gelder wußte, bleibt der Bericht zwar schuldig, doch gelangt er zu dem Schluß, daß der Präsident davon hätte wissen müssen. Insgesamt sehen die Ausschußmitglieder die Hauptschuld zwar bei einzelnen Personen und nicht im System, doch schlagen sie eine Reihe von Änderungen mit dem Ziel vor, die Kontrolle des Geheimdienstes CIA und des Nationalen Sicherheitsrates zu verbessern. Die Verfasser machen ferner deutlich, daß neben der Frage nach Reagans Wissensstand auch zahlreiche weitere Fragen ungeklärt geblieben seien.
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