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neue filmeHarry Potter und der Stein des Weisen

USA 2001, Regie: Chris Columbus; mit Daniel Radcliffe, John Cleese u. a.; 152 Min.

Prominent besetzt, gut gemacht und mit vierzig Millionen Dollar beworben: Entscheidend für den Erfolg der Filmverwertung von „Harry Potter“ ist aber nicht die Qualität. Entscheidend ist, dass der Objektzauber nicht gebrochen wird. Dieser dürfte maßgeblich in der Selbstverständlichkeit bestehen, mit der das Außerordentliche vermittelt wird. Zauberei ist machbar, lautet Rowlings simple Formel. Vormoderne Eindeutigkeit wird angeboten, ohne dass auf postmoderne Komplexität verzichtet wird. Einerseits ist Zauberei eine spielerische Verklärung der Beliebigkeit des nichtmagischen Alltags, andererseits ist sie selbst das perfekte Beliebigkeitssystem, in dem jedes Problem mit einem Trick gelöst werden kann. Was den Film selbst betrifft, so funktioniert er gut. Es ist keine Bildermaschine geworden, sondern eine üppige Illustration. Trotz Überlänge wird nur stichpunktartig erzählt, was im ersten Band passiert. Durch kalte, blasse Winterfarben tuckert der Bilderbuch-Dampfzug nach Hogwarts, vornehm erhebt sich das illuminierte Schloss-Internat aus der Nacht, und drinnen sorgt Harrys rotwollener Zopfpullover für eine rührende Handfestigkeit zwischen all den Zaubererhüten und fliegenden Eulen. Charmant und versiert wird der Rowling-Leser bedient, kann alles zufrieden abnicken und weiß doch um seine Distinktion. Vom Zaubereralltag erfährt das unvorgebildete Filmpublikum nämlich nichts.

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